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Junge Schriftstellerin
verzaubert ihr Publikum


Brackwede (se). Seite auf Seite der vor ihr liegenden Bücher verschlingt Stella im Schein ihrer Teelichter, auf dem Boden sitzend, zwischen zwei großen Bücherregalen. Kein Geld hat die alte Dame, um sich einen Bibliotheksausweis ausstellen zu lassen. Also lässt sie sich über Nacht in der Bücherei einschließen, um endlich die Werke des Lieblingsschriftstellers zu lesen. Am nächsten Morgen ist sie so fasziniert von »ihrem Autor«, dass sie eine Busreise bucht, um in die Stadt seiner letzten Ruhestätte zu reisen. Doch dieser Ausflug wird, begleitet von Schlagerfans und Kegelclubs, kein einfacher Trip.
Diese und eine weitere rührige Kurzgeschichte trug die Bielefelder Schriftstellerin Sandra Niermeyer am Freitagabend in der Stadtteilbibliothek Brackwede vor. Tief in die Stühle gekuschelt, folgten die Zuhörer gespannt ihren Erzählungen über komplizierte Reisen und Paare mit Kommunikationsproblemen. »Ich möchte skurrile Geschichten erzählen, die dennoch im normalen Alltag spielen und häufig Probleme in der Kommunikation zwischen Menschen aufzeigen«, beschreibt die 33-Jährige ihre Arbeiten. Erst mit 29 habe sie endlich angefangen, das zu tun, was sie eigentlich immer machen wollte: Kurzgeschichten schreiben. Auch wenn der Start als schreibende Künstlerin nicht einfach werden sollte. »Meine Texte waren am Anfang mal gerade eine Seite lang, aber dann kamen immer mehr Ideen, und die Erzählungen wurden länger«, erinnerte sie sich mit einem Lächeln.
Heute muss sich die Jungautorin nicht mehr verstecken. Viele Preise und Auszeichnungen hat die gebürtige Niedersächsin bereits erhalten, darunter den Würth-Literatur-Preis und den Förderpreis des Landes NRW. Preise waren dem gebannt lauschenden Publikum am Freitag allerdings egal. Es ließ sich einfach von der literarischen Welt aus Niermeyers Feder verzaubern.

Artikel vom 13.03.2006