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Ja, mir san mit'm Radl do
Vom Atlantik bis zum Schwarzen Meer -ĂŠoder einfach nur durch den TeutoFast die Hälfte aller Deutschen nutzen im Urlaub ihr Fahrrad. Entsprechend groß ist der Anteil derer, die für die schönsten Wochen des Jahres gleich eine Radreise buchen.Und da hat Deutschlands Norden ganz eindeutig die Nase vorn: Die ausgewiesenen Fernstrecken entlang Elbe, Weser, Oder und Ostsee stehen in der Gunst der Radfahrer ganz oben. Im Süden ist es lediglich der Donauradweg, der punkten kann. Die beliebteste Radreise-Region ist Mecklenburg-Vorpommern.
140 Fernradwege gibt es in Deutschland, die Urlauber können auf 40 000 Kilometern ihr Heimatland aus der Sattelperspektive erkunden. Die Themen sind dabei durchaus vielseitig: So gibt es im Teutoburger Wald die Wellness-Radroute, in Bremen eine reine Stadtroute und im deutsch-österreichischen Grenzgebiet eine Mozart-Radroute.
40 Routen führen entlang der Flüsse, damit erweisen sich die Uferradwege als größtes Zugpferd. Die Broschüre »Deutschland per Rad entdecken«, die vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC), herausgegeben wird, informiert nicht nur über Ziele und Übernachtungsmöglichkeiten, sondern auch über satelliten-gestützte Navigationsmöglichkeiten und die richtige technische Ausstattung des Fahrrades.
Dringend notwendig erscheint dem ADFC eine Koordinierungsstelle, um ein bundeseinheitliches Radfernwegesystem zu installieren. Bis zur Realisierung des »D-Netzes« seien noch erhebliche Anstrengungen zu leisten. Umfassende Mängel und Qualität, Abstimmung und Produktentwicklung dokumentierte das Bundesverkehrsministerium im Rahmen einer eigenen Untersuchung.
Dabei hat sich die Zahl der zertifizierten Beherbungsbetriebe, die sich unter dem Motto »Bett & Bike« zusammengeschlossen haben, vergangenes Jahr noch einmal erhöht. Was 1995 mit 216 Betrieben begann, entwickelte sich in nur zehn Jahren zu einer Kooperation, an der sich 4238 Betriebe beteiligen.
Dass ein Fernradweg deutliche Impulse zu vermitteln vermag, zeigte sich 2005 auf der Strecke zwischen Hamburg und Bremen. Diese Region verbuchte in nur sechs Monaten eine Steigerung der Übernachtungszahlen um mehr als elf Prozent, einzelne Orte vermeldeten im radelstarken Juni sogar ein Plus von mehr als 40 Prozent.
Schlechte Noten stellte der ADFC der Deutschen Bahn aus, deren Angebote an den Bedürfnissen der Radler vorbeigingen. »Ärgerlich ist es, dass der ICE den Radreisenden weiterhin versperrt bleibt. Inzwischen ist es einfacher, mit dem Fahrrad im Billigflieger für ein Wochenende nach Italien zu kommen als mit Bahn und Rad nach Sachsen«, rügte Ulf Keutmann, stellvertretender ADFC-Vorsitzender, den DB-Vorstand.
Dabei zeige sich, dass gute Angebote durchaus genutzt würden: Auf den Nachtverbindungen der DB wurden 2005 etwa 36 000 Räder befördert. In den Urlaubs-Expresszügen verdoppelte sich die Zahl der transportierten Drahtesel im vergangenen Jahr.
Auch bei Touren im Ausland zieht es deutsche Radler übrigens eher in klimatisch milde nördliche Gefilde: Die Niederlande, Dänemark sowie das polnische Wald- und Seen-Land Masuren werden überdurchschnittlich häufig gebucht. Ein ambitioniertes grenzüberschreitendes Projekt wurde auf der ITB angekündigt: So soll es künftig einen Fernradweg vom Atlantik zum Schwarzen Meer geben. Entlang von Loire, Rhein und Donau wird Europa erradelt. Die erste Teilstrecke entsteht zwischen Nantes und Ulm. In Österreich, Ungarn, Serbien und Rumänien sind allerdings noch weitere Qualitätsverbesserungen notwendig, um dieses große Ziel zu verwirklichen.
Bereits realisiert ist der Nordseeküstenweg. Er führt durch Belgien, die Niederlande, Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen und Großbritannien. Vom 13. bis 21. Mai soll er auf dem schleswig-holsteinischen Abschnitt besonders beworben werden.
Die Europäer sehen umgekehrt übrigens Deutschland als ideales Radreise-Ziel, weil es klimatisch angenehm, landschaftlich reizvoll und kulturell vielseitig ist. Die Broschüre »Discover Germany by bike« ist daher nicht nur in den Nachbarstaaten ein echter Renner. Thomas Albertsen
www.adfc.de

Artikel vom 18.03.2006