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Andre krönt sich zum Hallen-König

Berliner Niklaus wird erster deutsche Weltmeister im Siebenkampf

Moskau (dpa). André Niklaus ist der erste deutsche Hallen-Weltmeister im Siebenkampf. Der Berliner war gestern in Moskau nicht mehr zu stoppen, nachdem er sich in seiner Schokoladendisziplin Stabhochsprung mit 5,30 Meter von Platz sechs auf Rang zwei bis auf 28 Zähler an Zehnkampf-Weltmeister Bryan Clay (USA) herangekämpft hatte.

»Vielleicht haben die Deutschen eher einen Weltmeister als sie denken«, hatte der Sonnyboy unter den deutschen Mehrkämpfern schon danach zuversichtlich gesagt. Der WM-Vierte im Zehnkampf von Helsinki 2005 wusste um seine besseren Laufqualitäten gegenüber Clay für die abschließenden 1000 Meter und löste auch diese Aufgabe mit Bravour. Nach einem langen Spurt jubelte er vor dem Ziel fast zu früh, denn mit 6192 Punkten betrug sein Vorsprung auf Clay am Ende nur fünf Zähler. »Das war ein Super-Wettkampf. Wann kann man schon mal einen Deutschen für einen ersten Platz drücken?«, fragte Niklaus noch völlig aufgelöst vor Freude. »Das war ein Super-Wettkampf, seine körperliche Form war sehr gut«, meinte auch Trainer Rainer Pottel, der schon Martin Buß im Hochsprung zum WM-Titel geführt hatte.
Niklaus war gesund über den Winter gekommen und hatte schon nach dem ersten Tag ein um 200 Punkte besseres Zwischenergebnis als bei seinem besten Resultat Anfang Februar in Tallinn. »Das war optimal«, sagte der U23-Europameister von 2001 und 2003. Trotz drei persönlicher Bestleistungen über 60 m (7,06), im Weitsprung (7,64) und Hochsprung (2,07) war er damit aber nur Sechster. Dabei hatte er auch im Kugelstoßen mit 14,41 Meter sein bisher bestes Mehrkampf-Resultat erzielt. Im Hürdensprint musste er zum Auftakt des zweiten Tages nach einem Fehlstart etwas vorsichtig sein. Niklaus: »Ich wollte mir den ersten Tag nicht zerstören, das wäre schade gewesen.«
Dann folgte im Stabhochsprung ein Auftritt der Superklasse, denn Niklaus begann bei 5,00 Meter - da war für die Konkurrenz schon Endstation. Der Berliner mit einer Freiluftbestleistung im Zehnkampf von 8316 Punkten nahm bis 5,30 Meter alle Höhen im ersten Versuch. Clay verlor 70 Zentimeter und Weltrekordler Roman Sebrle (Tschechien) als Dritter einen halben Meter. »Niklaus gewinnt«, war sich Titelverteidiger Sebrle - am Ende Dritter - da schon sicher.
»Um noch höher zu kommen, hätte ich einen härteren Stab gebraucht. Ich springe schon mit alten Beständen und habe Nachschub bestellt. Jetzt gab es nur noch Baumstämme«, meinte Niklaus, der damit 40 000 Dollar Preisgeld kassierte. Der Blick des Bundeswehrangehörigen geht schon weit voraus: »Die WM 2009 in Berlin ist das langfristige Ziel. 2012 sind die Olympischen Spiele in London, mal sehen, was Körper und Geist dann machen.« Bis dahin warten aber auch noch wichtige Wettkämpfe auf Niklaus - im Sommer die EM in Göteborg.

Artikel vom 13.03.2006