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Ein Tänzchen in Ehren

Arminia Bielefeld vertreibt mit dem 1:0 den Auswärtsblues

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Diesen Sieg wollte jeder im Stadion behalten: die blau gekleideten Spieler, ihr Trainer und auch die heimischen Fans. Als Bernd Korzynietz in der 89. Minute den Ball mit einem Befreiungsschlag weit und wüst in die gegnerische Hälfte beförderte, da mischten sich 18 317 Zuschauer kraftspendend ein: »Bielefeld, Bielefeld«, hallte es nun noch etwas lauter durch die SchücoArena.

Da aber trennten am Samstag weitere 120 Sekunden den Fußball-Bundesligisten Arminia Bielefeld nach dem frühen Treffer von Radomir Dalovic (5.) von einem hoch verdienten Sieg gegen Bayer Leverkusen. Noch eine, wahrscheinlich letzte, gedankliche Anforderung, noch einmal dem Gegner den Weg verstellen, eine allerletzte Grätsche an diesem kalten Samstag im Schnee: Dann war es geschafft. 1:0 -Êso verteidigten die Ostwestfalen ihr Revier und den Ruf als beste Heimmannschaft der zweiten Tabellenhälfte.
Selbst in der »dritten Halbzeit« wuchsen die »Blauen« über sich hinaus. Wie weggeblasen war der Auswärtsblues, statt dessen hüpften und tanzten die Akteure, die eben keuchend dem Schlusspfiff entgegen gehechelt waren, ausgelassen vor der Tribüne.
Irgendwer holte die Eckfahne dazu, jenes blau-weiß-schwarze Siegesbanner, den Bernd Korzynietz wie ein Zeichen an den Rest der Liga immer wieder in die Höhe reckte: Prompt wurde noch eine flotte Arminenpolka improvisiert. Der siebte Heimsieg -Êer nährte berechtigterweise die Zuversicht, sich am Ende der Saison einmal mehr behaupten zu können. Noch aber ist es eng im Ligakeller. Der Vorsprung auf die Abstiegsplätze beträgt weiterhin sechs Punkte. Immerhin. Deshalb stellte Trainer Thomas von Heesen fest: »Dieser Sieg war elementar wichtig für uns.«
Ebenso wichtig ist es, weiter am Ball zu bleiben. »Nächste Woche sollten wir nachlegen, sonst sind wir wieder nicht weitergekommen. In Berlin aber können wir diesen Sieg vergolden«, sagte Mannschaftskapitän Mathias Hain mit Blick auf das Sonntagsspiel bei Hertha BSC. Dass in Bielefeld weiterhin vieles möglich bleibt, steht für den Trainer ohnehin außer Zweifel. Thomas von Heesen: »Zu Hause können wir jeden Gegner schlagen. Diese Mannschaft glaubt an sich.«
Ein bisschen war es am Samstag wie bei dem Hasen und dem Igel: Überall, wo Leverkusen hinwollte, waren die Hausherren schon da. Häufig genug stand ein Bielefelder Abwehrbein, meistens sogar ein ganzer Armine im Weg.
Rüdiger Kauf verdiente sich damit im Schatten des Torschützen Bestnoten: »Was er abläuft und abgrätscht und an Zweikämpfen gewinnt - sensationell«, sagte Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig. Vom Ball war dagegen Fatmir Vata kaum zu trennen. Der Albaner, von Thomas von Heesen bewusst zum zweikampfscheuen Clemens Fritz auf die linke Seite beordert, bestach als Flankengeber (zum 1:0) und Anspielstation. Wenn Vata das Leder hatte, dann durfte durchgepustet werden.
Aber es war ein Sieg der gesamten Mannschaft, ein Erfolg der Konzentration und ein Triumph des Willens in einem Spiel, das Bielefeld jederzeit dominierte. Leverkusen kam durch Berbatov (36.) und Schneider (85.) nur zwei Mal gefährlich vor das Arminia- Tor. Die erste Möglichkeit wehrte Hain ab, beim zweiten Mal schoss der Bayer-Nationalspieler Bielefelds Korzynietz an. Die Arminen dagegen hätten bei ihren vielen Konterchancen den Sieg viel eher sichern können. Ein 3:0 hätte dem Spielverlauf ohnehin mehr entsprochen als das Minimalresultat.

Artikel vom 13.03.2006