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Kommentar
Slobodan Milosevic

Dem Urteil entgangen


Slobodan Milosevic ist seinem Urteil entgangen. Die Richter in Den Haag hatten trotz der vierjährigen Prozessdauer nicht die Zeit, den Vorwurf des Völkermords in Kroatien, Bosnien und im Kosovo genau aufzuklären. Die Rolle des glühenden serbischen Nationalisten Milosevic bei den ethnischen Säuberungen im schlimmsten Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg wird juristisch nicht mehr aufgearbeitet werden. Für die Nationalisten in Serbien wird er weiterhin ihr geliebter Führer bleiben, für die internationale Gemeinschaft ist es unbefriedigend, dass Milosevic keinem gerechten Urteil zugeführt werden konnte.
Hinterlassen hat er ein zerschlagenes Jugoslawien, mehr als eine Viertelmillion Tote im blutigen Bürgerkrieg mit Massakern und Verwüstungen und den Hass von Bosniern, Kroaten und Kosovaren auf Serbien, die ein Zusammenleben fast unmöglich machen. Die Wunden des Bürgerkriegs, der Millionen Menschen ins Unglück stürzte, werden erst in Jahrzehnten verheilt sein.
Auch den unverbesserlichen Nationalisten in Belgrad müsste mittlerweile klar geworden sein, dass Milosevic den Serben für mehr als ein Jahrzehnt jede europäische Perspektive genommen hat. Friedhelm Peiter

Artikel vom 13.03.2006