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Auf Augenhöhe
mit dem Publikum

»Tomte« widmete den Bielefelder Fans ein eigenes Lied

Bielefeld (rga). Bescheidenheit, Sympathie und Intelligenz sind seit jeher entscheidende Komponenten für anhaltenden Erfolg. »Tomte« hat dies verstanden. Bei ihrem Gastspiel im Ringlokschuppen war es augenfällig, mit welcher Leichtigkeit sich die Musiker um Sänger Thees Uhlmann den Applaus der Fans sicherten.

Der »gute Junge«, wie es in dem Song »Schrei den Namen meiner Mutter« heißt, fühlte sich an diesem Abend sichtlich wohl und genoss die wunderbare Kulisse wie den liebevollen Austausch mit dem Publikum. Mit »angerauter« Stimme sang er schließlich ein Lied davon, in »Bielefeld durch die Straßen zu gehen«. Diese gut platzierte Geste verfehlte ihre vorhersehbare Wirkung natürlich nicht, resultierte sie doch aus der herzlichsten Begeisterung der so geschmeichelten Bielefelder.
»Ich sang die ganze Zeit von dir« wurde für einen Abend lang zweckentfremdet, zu einem Lied über die Fans. Diese hatte sich der freundliche Sänger zuvor eigens im hell erleuchteten Saal angeschaut, und offenbar für gut befunden. Der Applaus, die rege Kommunikation zwischen Publikum und Band, die versöhnlichen Worte zu der sonst so ungeliebten Zunft der Fotografen; all dies trieb die Leidenschaft der Musiker voran.
Tatsächlich lieferte die fünfköpfige Band ein schmuckes Indie-Konzert ab, das weniger von den großen Gesten geprägt war als vielmehr von der Herzlichkeit, die einen zauberhaften Rahmen für die intelligenten wie feinen Kompositionen bildete. Letztere gehen tiefer und stellen folgerichtig das eigentliche Bild von Tomte dar. Die Texte, die essentielle Themen wie die Liebe, das Leben oder die Welt eben nicht banal oder allzu bekannt beleuchten, geben dem Zuhörer das Gefühl, etwas entdecken zu dürfen.
Um so erfreulicher war es, zudem hören zu dürfen, dass es Tomte auch klanglich schafft, die »Buchstaben über der Stadt« so präsentieren zu können, dass sich die Lyrik entfaltet. Lieder wie der Indie-Hit »Schrei den Namen meiner Mutter«, die zaghafte Zugabe »Das war ich« oder bereits der Opener »Endlich einmal« wurden von Timo Bodenstein (Schlagzeug), Olli Koch (Bass), Dennis Becker (Gitarre) ähnlich zurückhaltend wie effektiv in Szene gesetzt.
Obwohl Tomte zur Zeit kräftig vermarktet wird, scheint die Band sich davon unberührt aufs Wesentliche zu konzentrieren. Schließlich sind sie fester Bestandteil der hiesigen Musikkultur und sich ihrer Qualitäten bewusst. Den Rat, bei allem Erfolg bescheiden zu bleiben, muss man ihnen nach diesem erfrischenden Konzertabend in Bielefeld wohl kaum geben.

Artikel vom 14.03.2006