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Merck will Berliner
Schering übernehmen

Darmstädter Konzern plant Ausbau der Pharmasparte

Darmstadt/Berlin (dpa). Der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck will das Berliner Pharmaunternehmen Schering übernehmen.
Die Schering AG, bekannt als Hersteller von Anti-Baby-Pillen und Krebsmitteln, bestätigte, dass die Merck KGaA am Wochenende ein Barangebot in Höhe von 77 Euro je Schering-Aktie in Aussicht gestellt habe. Damit würde der Konzern mit etwa 15 Milliarden Euro bewertet, was einem Aufschlag von etwa 15 Prozent zum Börsenwert entspricht. Der Vorstand lehnt die Offerte jedoch ab, da sie die Gesellschaft »erheblich« unterbewerte. Das Angebot sei unaufgefordert abgegeben worden, Schering stehe nicht in Verhandlungen mit Merck.
Das »manager magazin« hatte in seiner Online-Ausgabe über die geplante Transaktion berichtet. Um die Übernahme zu bezahlen, würden die Familiengesellschafter von Merck einen Teil ihres Aktienpakets verkaufen, hieß es in dem Bericht.
In den vergangenen Wochen war mehrfach darüber spekuliert worden, dass Merck eine größere Übernahme plane. Der Erfolg des Mischkonzerns ist stark abhängig von den derzeit noch hoch profitablen Flüssigkristallen, die bei der Herstellung von Flachbildschirmen eingesetzt werden, sowie vom Krebsmittel Erbitux. In beiden Bereichen könnte Merck nach Einschätzung von Branchenkennern künftig Erlöse einbüßen.
Eine Großakquisition gilt daher als Gelegenheit, vor allem die Pharmasparte auf breitere Füße zu stellen. Die Merck-Aktien liegen bisher überwiegend (73 Prozent) in der Hand der Familie. Die Darmstädter hatten 2005 überraschend den Vorstandsvorsitzenden Bernhard Scheuble vor die Tür gesetzt und den langjährigen Manager Michael Römer als Übergangschef installiert. Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins »Spiegel« könnte Lufthansa-Finanzvorstand Karl- Ludwig Kley im Sommer zur Merck KGaA wechseln und Nachfolger von Römer werden.
Im Fall eines Zusammenschlusses würde die im MDAX notierte Merck KGaA einen Konzern aus der ersten Börsenliga, dem DAX, übernehmen. Gemessen an den Zahlen sind beide Firmen jedoch etwa gleich groß: Merck beschäftigte Ende 2005 etwa 29 000, Schering knapp 25 000 Mitarbeiter. Auch beim Umsatz liegen beide fast gleichauf: Bei Schering waren es im abgelaufenen Geschäftsjahr 5,3 Milliarden Euro, bei Merck 5,9 Milliarden Euro.

Artikel vom 13.03.2006