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Nervenkrieg in Klinik

Mann verschanzt sich mit Säugling und Mutter

Eschweiler (WB/dpa). Nervenkrieg im Krankenhaus: Mehr als sieben Stunden hat gestern ein Syrer (32) einen erst zwei Tage alten Säugling und dessen Mutter als Geiseln genommen, bevor er beide freiließ.

Der Mann war am Morgen in das Krankenzimmer der Klinik in Eschweiler bei Aachen eingedrungen und hatte die 34-jährige Frau und das Kind in seine Gewalt gebracht. Nach Angaben der Polizei soll es sich bei dem Mann, der schließlich im Krankenzimmer festgenommen wurde, um den früheren Freund der 34-Jährigen handeln. Nach unbestätigten Angaben hatte sich das deutsch-syrische Paar getrennt. Der Syrer soll von der Abschiebung bedroht sein.
Eine Krankenschwester war am Morgen auf die Situation aufmerksam geworden, als ihr der Mann verbot, das Patientenzimmer zu betreten. Dabei soll er nach Polizeiangaben eine Schusswaffe bei sich gehabt haben. Außerdem hatte er Benzin im Krankenzimmer verschüttet. Es war kurz nach neun Uhr, als die Schwester den Pförtner des Krankenhauses informierte und der bei der Polizei Alarm schlug.
Die Polizei versuchte lange vergeblich, Kontakt zu dem Mann aufzunehmen. Über Stunden blieb völlig unklar, was der Täter bezweckte. »Er hat keine Forderungen gestellt«, sagte Polizeisprecher Paul Kemen. Wie es der Mutter und ihrem Kind ging - lange Zeit konnte niemand die Frage beantworten. Viele Stunden wusste die Polizei auch nicht, in welcher Beziehung der Mann zu der Frau stand. »Es gibt Gerüchte, dass der Mann der Kindsvater ist«, sagte Polizeisprecher Paul Houba vor Ort. Um die Situation besser einschätzen zu können, versuchten die Beamten, möglichst viele persönliche Informationen über den Mann zu bekommen. In diesen Stunden räumte das Krankenhauspersonal die Wöchnerinnen-Station und andere Etagen. Spezialkräfte der Polizei und Feuerwehrleute hielten sich bereit.
Polizeiseelsorger Michael Lang sprach unterdessen am rot-weißen Flatterband der Absperrung beruhigend auf Verwandte von Patienten und Krankenhauspersonal ein. »Die Leute sind voller Sorge und hoffen, dass sie hier vor Ort etwas tun können.«
Um 14.20 Uhr gab der Mann schließlich das Baby heraus. Zwei Stunden später übergab er Polizisten seine Waffe und verließ mit der Kindsmutter das Zimmer. Der Täter, der psychisch krank sein soll, ließ sich festnehmen.

Artikel vom 13.03.2006