13.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Von Hollen narrt die »Maurer«

Oberliga: TSG Altenhagen-Hepen - VfL Mennighüffen 21:20 (8:8)


Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Nach der letzten Aktion verwandelte sich die Heeper Sporthalle in ein Tollhaus. Jeder herzte jeden. Soeben hatte Falk von Hollen per direktem Knick-Freiwurf irgendwie den Ball durch ein Löchlein in der verdutzten Mennighüffer Mauer gemogelt und in einem über weite Phasen wenig ansehnlichen OWL-Derby den glücklichen 21:20 (8:8)-Siegtreffer für die TSG Altenhagen-Heepen markiert. Binnen Sekunden türmte sich ein Berg von rotgewandeten Leibern auf. Irgendwo ganz tief unten musste Falk von Hollen, der Held des Abends, unter Atemnot leiden.
Wahnsinn. Triftige Argumente für den 16. Saisonsieg hatte der Gastgeber zumindest vorne lange Zeit nicht geliefert. »Wir haben Falk in der entscheidenden Phase nicht in den Griff gekriegt«, ärgerte sich Mennighüffens Trainer Helmut Bußmeyer, dass ausgerechnet sein früherer Matheschüler den Gästen auch das letzte Fünkchen Hoffnung auf mehr als Platz drei nahm. Der TSG-Kapitän hatte schon für den 20:20-Ausgleich (in Überzahl) verantwortlich gezeichnet. »Die Bielefelder haben mehr in den Sieg investiert als wir«, urteilte Bußmeyer.
TSG-Kollege Jörg Harke wusste gar nicht, wie ihm geschah. »Unsere Abwehr hat mir ganz gut gefallen, gerade in der ersten Hälfte. Aber das war die Krönung unserer Glückssträhne«, pustete er durch. Schließlich habe der Gegner »wenig zugelassen«, die »Räume klein gemacht« und »alles zerstört«, sein Team hingegen die »klaren Chancen nicht verwertet« und sich »immer wieder in Einzelaktionen verstrickt«.
In Zahlen drückte sich das so aus. Jan-Henrik Werner warf die TSG Altenhagen-Heepen mit zwei Toren mit 2:0 in Front. Es dauerte acht Minuten, ehe der starke Bastian Knop - er hielt seine Farben mit insgesamt 15 Paraden im Spiel - den ersten Ball passieren lassen musste. In einer hüben wie drüben nervös geführten ersten Halbzeit war das Nachbarschaftsduell von dem Prädikat »Spitzenspiel« weit entfernt. Die TSG schaffte es nicht, Druck aus dem Rückraum zu entfachen. Die Chancenquote beider Teams war unterirdisch; ebenso wie eine Vielzahl kurioser Entscheidungen der Unparteiischen aus dem Lipperland. Die forcierten das teils mit Haken und Ösen geführte Kampfspiel damit, dass sie bloß zwei Zeitstrafen aussprachen.
Die TSG hechelte nach dem Wiederanpfiff ständig einem Rückstand hinterher. Insbesondere die überhasteten Harakiri-Würfe eines Florian Korte erzürnten die 450-köpfige Kulisse; Tribut der Jugend. Als auch Wagner scheiterte und Mischa Schröder - der erst gegen die 6:0-Abwehr spät aufblühte - zum 20:18 (55.) erhöhte, schien es um den Tabellenzweiten geschehen. Johann-David Starck traf vom Kreis zum 19:20 (56.), von Hollen glich aus.
Andre Torges Kreisübertritt brachte Altenhagen-Heepen 30 Sekunden vor Schluss wieder in Ballbesitz. Noch sieben Sekunden: Jetzt beging Christian Blankert ein taktisches Foul, riss Falk von Hollen um. Scheinbar alles richtig gemacht: Rote Karte für ihn, die Spielzeit abgelaufen. Bis von Hollen ein Loch in die VfL-Mauer wackelte und sich für die Unsportlichkeit auf seine Art revanchierte.
Die scheidende VfL-Ikone Guido Klöpper (37) fand den Spielausgang »unverdient. Wir waren in der zweiten Halbzeit einen Tucken besser. Wenn schon ein Sieg mit einem Tor, dann für uns«.
Carl-Moritz Wagner resümierte fair: »Ein Unentschieden wäre gerechter gewesen. Das waren heute zwei gleichwertige Mannschaften, ein Leistungsunterschied war nicht zu erkennen«.
TSG Altenhagen-Heepen: Knop/Herrendörfer (n.e.)/Welge (n.e.) - Glüer (2), Werner (2), Zachert (n.e.), Schraps, Korte (2), Wagner (5/1), von Hollen (4), Starck (5), Müller, Rethmeier.
Mennighüffens erfolgreichste Werfer: Schröder (5), Blankert (4), Klöpper (3), Torge (3).
Der Spielfilm: 2:0 (5.), 3:5 (14.), 5:7 (20.), 7:8 (29.), 8:8 (30.), 9:11 (35.), 10:13 (39.), 13:15 (44.), 15:15 (46.), 15:17 (49.), 17:19 (52.), 18:20 (55.), 21:20 (60.).

Artikel vom 13.03.2006