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»Dresdener Aktion ist kein Vorbild«

Schuldenabbau durch Wohnungs-Verkauf ist in Bielefeld »kein Thema«

Bielefeld (bp). Während die sächsische Landeshauptstadt Dresden als erste deutsche Kommune ihren kompletten Bestand von 48 000 Wohnungen verkauft, um die Verschuldung auf einen Schlag abzubauen, sei eine vergleichbare Aktion in Bielefeld »kein Thema«.
Oberbürgermeister Eberhard David spricht von der »immer guten Zusammenarbeit« mit der BGW (Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft), an der die Stadt mit 75 Prozent (neben Freie Scholle und Ravensberger Heimstätten) beteiligt ist.
Für David geht es dabei um mehr als um eine »reine Versorgung mit Wohnraum«: Eine mehrheitlich städtische Wohnungsgesellschaft sei Instrument zur Stadtentwicklung und zur Steuerung. Auch Menschen, die nur unter großen Schwierigkeiten oder gar nicht eine Wohnung finden würden, könnten untergebracht werden. Der Oberbürgermeister: »Das ist für die Stadt eine große Entlastung.«
Es sei ein Abwägungsprozess, ob man eine kommunale Wohnungsgesellschaft verkaufen wolle oder nicht. David: »Meiner Meinung nach spricht deutlich mehr für den Erhalt einer städtische Gesellschaft als dagegen.« Norbert Müller, Geschäftsführer der BGW, erinnert daran, dass der Oberbürgermeister zudem gesagt habe, gäbe es die BGW nicht, müsse man sie erfinden. Die Diskussion um eine Veräußerung der BGW sei zwar auch in Bielefeld mehrfach geführt worden, aber, so Müller: »Alle Parteien mit Ausnahme der FDP stehen hinter uns, sind gegen einen Verkauf.«
Die BGW besitzt 12 000 Wohnungen, ein Viertel des Bestandes in Dresden. Die Schuldenhöhe allerdings ist ähnlich. In Dresden will man auf einen Schlag 742 Millionen Euro tilgen, Bielefeld hat 611,3 Millionen Euro Schulden.
Norbert Müller betont, dass die US-amerikanische Investorengruppe Fortress, die 1,7 Millionen Euro zahlt, die Dresdner Wohnungen zum »Spottpreis« bekomme: »35 000 Euro pro Wohnung - lächerlich.« Seine Befürchtung: »Man will schnell eine gute Rendite erzielen. Das bedeutet: Mieterhöhungen und weniger Investitionen in die Instandhaltung.« Die BGW stehe in Bielefeld zudem dafür, sich »positiv einzumischen«. Müller verweist unter anderem auf die Förderung von Kultur, des Schulbauernhofes und die Übernahme und Sanierung des Meierhofes im Tierpark.

Artikel vom 11.03.2006