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Jetzt wird das Nest gebaut
Die Störche kommen aus Afrika zurück - Erste Tiere sind schon da
Benjamin mag Störche, und so freut er sich jedes Jahr aufs Neue, wenn die großen Vögel zurückkehren. Die ersten Störche wurden bereits gesichtet. Doch die Masse kommt erst Anfang April. Unser Zeitungsbär plant schon den ersten Ausflug zum Storchennest.
Im Volksglauben spielt der Weißstorch die Rolle des Babybringers oder des Stifters ehelichen Friedens. Adebar, wie er im Volksmund auch genannt wird, hat sich wie kein anderer Vogel dem Menschen angeschlossen. Störche werden etwa 80 Zentimeter groß, wiegen bis zu drei Kilogramm und sind mit zwei Meter Spannweite wahre Riesenvögel. Unverkennbar ist der weiße Körper, dessen Schwingen schwarz gefärbt sind. Besonders auffällig sind die langen, roten Beine und der knallrote Schnabel, der sich hervorragend dazu eignet, Insekten, Mäuse und Frösche zu sammeln.
Berühmt ist das Klappern der Störche, das dazu dient, das Nest zu verteidigen und den Zusammenhalt des Paares zu festigen. Sie führen nur eine Saisonehe und trennen sich nach der Brutzeit wieder. Wenn die Tiere im März und April aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurückkehren, suchen sie immer wieder ihr angestammtes Nest auf. Deshalb finden sich auch häufig wieder die gleichen Partner zusammen.
Kurz nach der Ankunft aus Afrika paaren sich die Störche, reparieren ihr Nest und legen zwei bis sechs Eier. Nach der Ablage des zweiten Eies beginnen sie zu brüten. Wenn die Küken nach etwa 30 Tagen schlüpfen, bleibt immer ein Elternteil am Nest, um die Jungen vor Hitze, Regen und Kälte zu schützen. Der Partner fliegt in den ersten Wochen auf nahe gelegene Wiesen und Weiden, um vor allem Regenwürmer und kleine Insekten für die Jungvögel zu suchen. Sind die Jungtiere größer geworden, wird die Nahrungssuche anstrengend für die Eltern, denn die Kleinen fressen täglich bis zu 1400 Gramm Frösche, Mäuse und andere Tiere. Nach der 7. Lebenswoche kann man die Jungstörche an ihren schwarzen Schnäbeln noch gut von den Eltern unterscheiden. Erst mit dem Flüggewerden im Alter von etwa neun Wochen werden die Schnäbel langsam rot. Anfang Juli sieht man die Jungen auf den Nestern stehen und ihre Flugübungen machen. Bald schon folgen sie ihren Eltern auf der Suche nach Beute in die umliegenden Felder, bis sie sich selbst versorgen können. Im August, zwei Wochen vor den Altstörchen, fliegen die Jungvögel in Richtung Afrika, wo sie die ersten zwei bis drei Jahre leben. Erst wenn sie geschlechtsreif sind, kehren sie in die Brutgebiete zurück.
Störche gehören zu den so genannten Schreitvögeln, die mit 19 Arten überall auf der Welt verbreitet sind. In Europa lebt neben dem Weißstorch noch der seltenere Schwarzstorch. Das Brutareal des Weißstorchs weist im westlichen Mitteleuropa große Lücken auf, während man in Osteuropa und auf der iberischen Halbinsel noch ein geschlossenes Verbreitungsgebiet findet. Bundesweit brüteten 1999 insgesamt 4284 Paare. Der Bestand ist aber gefährdet.

Artikel vom 18.03.2006