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Das meistuntersuchte Baugebiet

»Württemberger Allee« nach BZV-Beschluss einen wichtigen Schritt weiter

Von Annemargret Ohlig
Sennestadt (WB). Nach drei Jahrzehnten konträrer Diskussionen, einer Vielzahl an Einwendungen, akribischer Prüfungen sowie gutachterlicher Untersuchungen, umfangreicher Verwaltungstätigkeit und Gründung von Bürgerinitiativen kann der Bebauungsplan für das Wohngebiet »Württemberger Allee« jetzt aufgestellt werden.

Diesen Beschluss fassten Sennestadts Bezirksvertreter mehrheitlich am Donnerstagabend. Einer Zustimmung bedarf es jetzt noch - wie das WESTFALEN-BLATT bereits berichtete - vom Umwelt- und Stadtentwicklungsausschuss (21. März) und vom Rat (30. März).
Lediglich die beiden Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen, Dr. Ulrich Schumacher und Christiane Stephan-Grützmacher, sowie Erhard Wehn (SPD) stimmten gegen die Verwaltungsvorlage.
Zuvor hatten sich die beiden Bündnisgrünen noch einmal massiv gegen eine Wohnbauplanung in dem als sensibel eingestuften Gebiet gewehrt und einen Antrag auf Zurückstellung des Planes sowie zwei ergänzende Anträge gestellt.
Zum einen forderte Schumacher, dass die »Württemberger Allee« aus der Sennestädter Wohnbau-Planung heraus-, dafür als Alternative das Gebiet »Schilling« hineingenommen und zügig bis zur Planungsreife bearbeitet werde. Ein Antrag, der acht Gegenstimmen und eine Enthaltung »kassierte« und damit abgelehnt wurde.
Mit sieben Ja- gegen fünf Nein-Stimmen wurde dagegen Schumachers dritter Antrag angenommen. Darin fordert er die Prüfung, mit welchen Mitteln der vorhandene Häuserbestand in Sennestadt zu entwickeln sei.
Im Vorfeld der Abstimmung über den Satzungsbeschluss zur »Württemberger Allee« war erneut eine politische Diskussion durch alle Fraktionen hindurch aufgelebt. Das hatte niemand mehr erwartet, waren in den vergangenen Jahren die Argumente doch hinlänglich ausgetauscht worden. Es bewies aber auch, das Bernd Faßbender vom Planungsamt mit seiner Einschätzung richtig lag.
»Es wird in Zukunft keine Bebauungspläne einfacher Natur mehr in Bielefeld geben«, stellte der Verwaltungsmann seinen abschließenden Ausführungen zum Satzungsbeschluss voran. Was sich beim Bebauungsplan »Württemberger Allee« gezeigt habe, werde mitwirken auf alle künftigen Planverfahren. Faßbender: »Sie werden eine ähnlich lange Verfahrensdauer wie dieser in Sennestadt haben.« Eine »Entbürokratisierung der Bürger« führe dazu, dass diese ihre berechtigten Belange in die Verfahren einbrächten.
Faßbender erinnerte daran, dass nach dem Entwurfsbeschluss der Bezirksvertretung im September 2004 und der anschließenden Offenlegung ergänzende Fachgutachten erstellt wurden. Die hätten jedoch keinen neuen Erkenntnisstand erbracht, lediglich das vorhandene Wissen detaillierter vertieft. Die große Zahl der vorgetragenen Einwendungen hätten sich inhaltlich auf eine Hand voll reduziert. Sie hätten sich zumeist gegen naturschutzrechtliche Belange gewendet.
Lob hielt der Verwaltungsmann für die Bürger bereit, die direkten Kontakt und den fachlichen Austausch gesucht hätten. »Sie haben uns bereichert«, so Faßbender. Für die Planer sei das Gebiet mit seinen empfindlichen Bereichen jedoch nicht einfach gewesen.
»Ich glaube, es gibt in ganz Deutschland kein Gebiet, das so intensiv untersucht wurde wie die Württemberger Allee. Das hat - wenn Sandkörner an einer Düne auseinander sortiert wurden - die merkwürdigsten Blüten getrieben«, meinte er. Dennoch habe keines der Gutachten bestätigt, dass es an dieser Stelle kein Wohngebiet geben könne. Faßbender: »Alle haben vielmehr gesagt: Es ist machbar und ausgleichbar.«
Das bestätigte auch Planungsamtsmitarbeiter Ulrich Fidler. Das Fledermaus-Gutachten habe erwiesen, dass keine Belange des Bundesnaturschutzgesetzes betroffen seien. Fidler: »Der Verwaltungsplan kann ruhigen Gewissens zu Ende gebracht werden.«

Artikel vom 11.03.2006