11.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stabil zum nächsten Ziel

Bayer Leverkusen: Standortbestimmung in Bielefeld

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Leverkusen (WB). Was immer in dieser Saison auch passiert: Bayer Leverkusen kann mit einiger Sicherheit davon ausgehen, am »Spiel des Jahres« beteiligt gewesen zu sein.
Der laute Antreiber: Bayer-Trainer Michael Skibbe.

Gewonnen hat es die Mannschaft von Michael Skibbe zwar nicht, trotzdem sind auch die Verlierer an diesem legendären Nachmittag in der Schalker Veltins-Arena lobend erwähnt worden. 7:4. Eine Torparty, die die Liga schon lange nicht mehr feiern durfte. Es war auch diese Partie, die den Leverkusener Anhängern den Glauben zurück gab, es könne ja doch noch etwas werden mit ihrer Elf. Immer wieder bäumten sich die Bayer-Profis auf, ehe sie sich beim königsblauen Schützenfest als abgeschossen ergaben.
Es hat ein wenig gedauert, bis der Trainerwechsel von Klaus Augenthaler zu Michael Skibbe auch in der Tabelle sichtbare Auswirkungen brachte. In der Rückrunde steht nun Platz vier zu Buche - das ist gut genug, um in der Gesamtwertung als Siebter aus aussichtsreicher Lauerstellung heraus auf die UEFA-Cup-Teilnahme spekulieren zu dürfen. Trainer Skibbe hofft mit: »Es wäre schön, wenn das noch klappt.«
In Schalke verloren, zuvor auch beim FC Bayern, ansonsten jedoch nicht mehr: »Die Mannschaft ist homogener und stabiler geworden«, lobte der Trainer auch nach dem 1:1 gegen Werder Bremen. Borussia Mönchengladbach ist als Fünfter nur vier Punkte weit weg, andererseits könnte eine Niederlage in Bielefeld wieder mit dem Rückfall in die neutrale Liga-Zone verbunden sein. Das gilt es zu verhindern.
Schließlich ist Leverkusen in den vergangenen Jahren ein regelmäßiger Gast auf Europas Fußball-Feldern gewesen. Verschiedene Abstürze in die Gefahrenzone sind dem Werksklub allerdings auch nicht unbekannt. Zu Berühmtheit gelangte der Verein für seine Leidensfähigkeit im Jahr 2002, die jedoch gar nichts mit unteren Plätzen zu tun hatte, sondern mit denen ganz oben. Damals trieb es Bayer bis auf die Spitze, ohne Spitze zu sein: Zweiter in der Liga, Zweiter in der Champions-League, Zweiter im Pokal. Und die Nationalspieler wurden auch noch WM-Zweiter.
Bayer Vizekusen wollte so gern mal Meister werden. Das gelang schon nicht, als noch Milch und Honig flossen. Und es ist mit den Jahren sicher nicht einfacher geworden, weil inzwischen auch der Bayer-Konzern fürs Kicken nicht mehr unendlich Kohle ausschüttet.
Das Abspecken bedeutet aber nicht, es liefe nichts mehr beim Fußball in Leverkusen. Da sind immer noch Weltmeister wie Roque Junior am Ball, oder ein Stürmer wie der Bulgare Dimitar Berbatow, der an seinen stärksten Tagen zu den Weltbesten gehört.
Doch fügte sich noch nie alles auf das Wunderbarste zusammen in dieser oft wankelmütigen Mannschaft, obwohl sie unter der Anleitung des Trainers Klaus Toppmöller vor vier Jahren so nah dran war am großen Durchbruch. Heute kämpft Leverkusen um neue Reputation, um den Anschluss an die Top-Teams. So wird an diesem Samstag auch die Station Bielefeld zur Standortbestimmung.

Artikel vom 11.03.2006