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Bei Louise Bourgeois dient
die Kunst der Katharsis

Großer Ansturm auf die neue Kunsthallen-Ausstellung

Bielefeld (uj). Die zeitgenössische Gegenwartskunst hat es von jeher schwer, unangefochtene Akzeptanz zu finden. Da sie indes der »Kulturstiftung Pro Bielefeld« sehr am Herzen liegt, fördert die Stiftung vornehmlich jene Ausstellungen, »bei denen ein Großteil der Besucher von der Qualität erst überzeugt werden muss«, sagte Dr. Axel Brandi, Vorstandsvorsitzender, gestern bei der Eröffnung der Ausstellung »Louise Bourgeois -ÊLa famille«.

Zieht man indes Rückschlüsse vom großen Ansturm am Eröffnungssonntag auf künftige Besucherzahlen, so dürfte diese Kunsthallen-Ausstellung unter mangelnder Akzeptanz wohl kaum leiden. Es sei ihr gewünscht, denn mit der umfänglichen Retrospektive auf das Werk der New Yorker Künstlerin nimmt die Kunsthalle Bielefeld eine Vorreiterrolle ein, wie Kunsthallenleiter Dr. Thomas Kellein gestern noch einmal betonte. Erst 2007 werden die Tate Art Galery in London, das Guggenheim Museum in New York und das Centre Pompidou in Paris der Künstlerin ihre Aufwartung mit einer umfassenden Werkschau machen.
Bielefeld freilich fokussiert mit »La famille« einen ganz speziellen Aspekt im Schaffen von Louise Bourgois: Ihren Blick auf familiäre Konstellationen und die daraus erwachsenen Verletzungen und Schuldgefühle bilden immer wieder den persönlichen Anstoß für die künstlerische Entäußerung, die zugleich eine kathartische Wirkung ausübt.
Die Kunsthalle stellt 120 Hauptwerke aus der Zeit von 1936 bis 2005 vor. Darunter Gemälde, Zeichnungen sowie zum Teil raumgreifende Skulpturen wie die imposante Spinne aus Bronze im Eingangsbereich.
Regina Wyrwoll, Generalsekretärin der Kunststiftung NRW, die ebenfalls die Ausstellung fördert, betonte in ihrer Ansprache, wie gut Skulpturen und Architektur des Philip Johnson-Baus miteinander harmonieren. Dies sei um so erstaunlicher, stellte die Generalsekretärin fest, als die Kunsthalle ursprünglich als Haus für die Gemäldesammlung erbaut worden sei. Ein umfängliches Rahmenprogramm, darunter zahlreiche Veranstaltungen für Familien und Kinder, begleiten die Ausstellung, die bis zum 5. Juni läuft Der Veranstaltungskalender ist ebenso wie der zur Ausstellung erschienene Katalog in der Kunsthalle erhältlich.

Artikel vom 13.03.2006