13.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»MS Oetkerhalle« sticht in See

Frühlingskonzert des Shanty-Chors

Bielefeld (uj). Es bedarf nicht immer einer Seefahrt, um fröhliche Stunden zu verbringen, wie der Shanty-Chor MK Bielefeld bei seinen Konzerten ein ums andere Mal eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die Stimmung an Bord der nahezu ausgebuchten »MS Oetkerhalle« war dann auch vom Auslaufen - Schiff ahoi« - bis zum Anlegen in »Rio de Janeiro« ausgelassen und heiter.

Mitten in Ostwestfalen für maritimes Flair zu sorgen, ist eine Spezialität des seit 34 Jahren bestehenden Chores. Nicht allein die stramme Sängerschar in ihren schmucken Matrosenuniformen trägt dazu bei, sich direkt an der Waterkant zu wähnen, auch die Bühnendekoration mit Drehfeuer-befunktem Leuchtturm, internationalen Flaggen und Schiffsglocke macht die Illusion fast perfekt. Letzte Zweifel räumt der Gesang der stimmgewaltigen Sängerschar aus. Geht es im zünftigen Marschrhythmus an Bord, klatscht das Publikum schon nach wenigen Takten munter mit.
Erst mal an Deck, zeigen die 55 Sänger und sechs Musiker, warum sie bereits zweimal zum Bundessieger ihres Fachs gekürt wurden. Ihre Lieder erzählen vom harten Arbeitsleben auf See, aber auch vom Fernweh sowie der Romantik des Seefahrerlebens. Dies alles aber niemals lautstark und platt. Denn unter dem formenden Dirigat von Christoph Fischenbeck zeigen die Sänger neben stimmlicher Präsenz eine enorme Sensibilität und Bandbreite im Ausdruck.
Aber egal, ob der Shanty-Chor die »Sloop John B.« auslaufen lässt, in »Rio de Janeiro« Seemannsbräute küsst oder mit »Rolling Home« auf dem »Hamburger Veermaster« auf Heimatkurs geht, stets ist soziales Engagement mit an Bord. Mehr als 220 000 Euro hat der Chor bei 876 Konzerten an Spenden eingenommen, die der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) zugute kamen. Auch am Samstag ließen die »Matrosen« in der Pause wieder die Sammelschiffchen kreisen.
Das langjährige Engagement für die auf See in Not geratenen Mitmenschen bescherte dem Chor eine Urkunde, die der Vorsitzende der DGzRS, Dr. Bernd Anders, während des Konzerts persönlich überreichte. Als Mitbringsel überbrachte Anders zudem eine ausgediente Seenotkreuzerflagge, die wohl einen Ehrenplatz im Marineheim finden wird.
Kein Shanty-Chor-Konzert ohne Seemannsgarn und die legendären Dönekes. Neues von Hinnerk Feddersen beanspruchte dann auch die Lachmuskeln des Publikums, das sich mehr als zwei Stunden hervorragend unterhalten ließ und seine Crew nicht ohne die drei obligatorischen und frenetisch herbeigeklatschten Zugaben von Bord gehen ließ.

Artikel vom 13.03.2006