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Multipler Mix mit Machtkampf

Barbara Rudnik als kranke Staranwältin im ZDF-Film »Die Mandantin«

Von Paul Barz
ZDF, 20.15 Uhr: Ein Sonnentag am Wannsee. August Zirner plantscht im Wasser, ruft vergnügt zum Ufer hin, wo seine Frau mit einem festlichen Frühstück zum Hochzeitstag wartet: »Komm doch auch! Hier ist es herrlich!« Ein Idyll.

Dabei war das Wasser eiskalt gewesen und so flach, dass der Schauspieler nur krabbeln konnte und sich dabei gleich die Knie an scharfkantigen Muscheln blutig schrammte. Kein Vergnügen. Regisseur Marcus O. Rosenmüller: »Und gerade das ist die heiterste, harmonischste Szene in meinem ganzen Film.«
Sonst geht es in »Die Mandantin« nicht so harmonisch zu. Zu Beginn sagt eine junge Frau (Jasmin Gerat) zu der Star-Anwältin Ariane (Barbara Rudnik): »Ich bin Ihr nächster Fall. Ich werde einen Mord begehen.« Ariane versteht sie nicht. Aber die selbstsichere, erfolgsgewöhnte Frau versteht vieles nicht mehr, seit sie weiß, dass sie krank ist. Sie leidet an Multipler Sklerose (MS). Ihre nächste Station wird der Rollstuhl sein.
Regisseur Rosenmüller: »Für mich war bei der Besetzung der Ariana mit Barbara Rudnik entscheidend, ob Barbara willens war, sich auf dieses Krankheitsbild voll einzulassen.« Das war sie. Sie ließ sich von einer MS-Patientin unterrichten, ging im Studio über halbgefüllte Luftmatratzen, um das richtige Geh-Gefühl zu bekommen, ließ sich Bleigewichte an die Füße hängen. Ihren Regisseur fragte sie immer wieder: »Mache ich jetzt zu viel? Oder zu wenig?«
Als Gegenspielerin steht ihr Jasmin Gerat als Christina gegenüber - schmal, dunkel, knabenhaft. Rosenmüller: »In gewisser Hinsicht ist ja das Mädchen das Gegenstück zur Anwältin. Gerade deshalb wollte ich nicht eine andere Blonde, sondern einen dunklen Wuschelkopf, damit nicht alle gleich denken: Aha, dort steht Barbara in jüngerer Ausgabe. Und Jasmin hat das Aufsässige, Widerspenstige, das die Rolle braucht.«
August Zirner wiederum ist nicht nur Arianes Mann. Da Christina ihren Geliebten töten will und Ariane allmählich den Verdacht bekommt, ihr Ehemann sei das mögliche Opfer, ergibt sich zwischen den Frauen bald auch ein psychischer Machtkampf. Am Ende ist ein Mix herausgekommen, der Psychodrama wie Thriller ist - und ein »Figurenfilm« mit reich schattierten, anspruchsvollen Rollen. Beim Filmfest Hamburg war »Die Mandantin« für den »TV- Movie-Award« nominiert.

Artikel vom 13.03.2006