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Kostbares Kräuterbuch und barocke Jesuitenapotheke

Marketingreferentin Karin Stelte zeigt die Fotografie des Kräuterbuchs, das demnächst im Kreismuseum ausgestellt wird.Foto: Wolfram Brucks

Ausstellung über alte Heilkunde vom 9. April an im Kreismuseum Wewelsburg

Büren-Wewelsburg (WB). Zwei Perlen alter Heilkunde führt eine Sonderausstellung des Kreismuseums Wewelsburg zusammen: das Anholter-Moyländer Kräuterbuch von 1470 und die barocke Jesuitenapotheke Büren, ergänzt um weitere Exponate. Ein Kräutergarten verwöhnt die Sinne; Kinder können experimentieren.
Seltene Apothekerfiguren, ein Rezeptiertisch und frühe Mikroskope zeugen im Kreismuseum Wewelsburg von den Jesuiten aus dem nahen Büren als Wegbereiter der Pharmakologie und der weltumspannenden »Wissensgesellschaft«. Die Sonderausstellung »Pflanzenkunde im Mittelalter« vom 9. April bis zum 30. Juli verbindet museumseigene Objekte des 17. Jahrhunderts aus der barocken Bürener Jesuitenapotheke mit einer Perle mittelalterlicher Heilkunde: dem Kräuterbuch der Wasserburg Anholt. Die 1470 entstandene Abschrift eines 20 Jahre älteren, aber verlorenen Buchs des Münchner Arztes Johannes Hartlieb enthält 172 farbige Illustrationen. Seine Texte behandeln Anwendung und Wirkungen der Arzneien.
Die wertvolle Handschrift aus der Fürstlich Salm-Salm'schen Bibliothek der Wasserburg Anholt am Niederrhein zählt zu den bedeutendsten medizinischen Werken des Mittelalters. Gezeigt wurde sie zuerst im nahen Schloss Moyland.
Das Kreismuseum erweitert diese Ausstellung um Aspekte des Hochstifts Paderborn. Schirmherr der Sonderausstellung ist der Wissenschaftsjournalist Jean Pütz.
Formen der Wissensvermittlung im Mittelalter sind ein weiteres Thema der Schau. Nachgezeichnet werden die Wege der Naturkunde von der griechischen Antike und Byzanz über die jüdisch-arabische Welt und schließlich durch Europa. Hildegard von Bingens »Physika«, die zwischen 1150 und 1158 entstand, ist nur eines von vielen Beispielen für die Bedeutung der Klöster in der Pflanzenkunde. Im Südwestturm der einzigen Dreiecksburg Deutschlands stempeln Besucher Pflanzenmotive in ein Kräuterbuch zum Mitnehmen und setzen das Puzzle einer Abbildung zusammen.
Im eigens für die Ausstellung angelegten Kräutergarten gedeihen etwa 80 duftende Kräuter in Hochbeeten. Als Plan für die Anlage dienten neben dem Kräuterbuch auch Schriften der Hildegard von Bingen. In vier Beeten haben Schüler des Gregor-Mendel-Berufskollegs den »Wurzgarten« des Jesuitenkollegs Büren rekonstruiert. Junggärtner des Kreises Paderborn pflanzten eine Kräuterspirale für Küchenkräuter. Studentinnen der Universität Paderborn haben mit der international bekannten Künstlerin und Professorin Dorothea Reese-Heim das Thema »Pflanzenkunde« auf Fahnen umgesetzt, die den Weg über die Burgbrücke säumen.
Der Museumsladen führt Literatur vom Kräuterbüchlein bis zum großen botanischen Nachschlagewerk. Aromatische Kräutertees und Pflegeprodukte auf Kräuterbasis sowie der würzige Wewelsburger Likör sind hier erhältlich. An Sonn- und Feiertagen erleben Besucher noch mehr: Sie können auf der Burg den ersten Bärlauch, duftenden Thymian und frisches Basilikum für den eigenen Garten kaufen. Das Museum bietet Führungen und Veranstaltungen an. Im Gas-tronomiezelt gibt es Kaffee und Kuchen, Kräuterquark und Kräuterschmalz. Museumspädagogen haben Programme für Schulklassen ausgearbeitet. Spannendes rund um den Kräutergarten erleben Kinder während der Oster- und Sommerferienspiele.
Informationen, Begleitprogramm und Öffnungszeiten: Kreismuseum Wewelsburg, Burgwall 19, 33142 Büren-Wewelsburg, Telefon (02955) 7 62 20, und im Internet:
www.wewelsburg.de

Artikel vom 07.04.2006