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Freundin für den Kommissar

Robert Atzorn und Ursula Karven kommen sich im »Tatort« näher

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Düster, unrasiert, vom Schicksal gebeutelt - so präsentierte sich in elf Filmen Robert Atzorn als NDR-»Tatort«-Kommissar Jan Castorff seinem Publikum. Das soll sich jetzt ein wenig ändern.

Im neuen Krimi mit dem Titel »Feuerkämpfer« bekommt der Kommissar eine Freundin, die von Ursula Karven dargestellte Staatsanwältin Wanda Wilhelmi. Zuvor sind seine Ex-Frau und der gemeinsame Sohn endgültig nach Amerika entschwanden.
Wanda Wilhelmi hatte schon im letzten »Tatort« ihren noch recht blassen Einstand. Diesmal jedoch erscheint sie nicht nur bei Casstorff zur House Warming Party, sondern bietet ihm gleich noch die Übernahme ihrer alten Einbau-Küche an. Dieser Einstieg in eine persönliche Beziehung ist zwar eher prosaisch, wird sich aber weiter entwickeln. Ursula Karven zu ihrer Rolle: »Die Wilhelmi ist eine so ganz andere Natur als Castorff, vom Leben äußerst verwöhnt. Aber es gibt - das wird sich bald zeigen - neben aller körperlichen Anziehung auch eine geistige Ebene, wo sich die beiden treffen.«
»Die Staatsanwältin als Castorff-Freundin und ihre Besetzung mit der Karven durfte ich mir einfallen lassen«, sagt Regisseur Thomas Bohn. Er hatte die ersten sechs Castorff-»Tatorte« inszeniert und ist wieder beim elften als Regisseur und Autor dabei.
Wichtiger als die Liebesfunken zwischen Wanda und Jan ist ihm aber ein anderes Feuer und die damit verbundene Thematik. Es geht in dem Krimi um einen Brandstifter und dessen Motive. Denn die Brände legt ein verzweifelter Vater, der um seinen Sohn und das Recht, ihn zu sehen, kämpft. Bohn, der nach Erfahrungen im eigenen Bekanntenkreis auf die Thematik kam und darüber intensiv recherchiert hat: »Es ist ja so, dass Eheleute sich immer schwören: Wenn wir mal auseinander gehen, halten wir die Kinder da raus. Im Ernstfall ist dieser gute Vorsatz meistens schnell vergessen.«
Eine Rechtsprechung, in der fast automatisch Müttern das Sorgerecht zugesprochen wird, erscheint ihm unzulänglich und einseitig, wenn das Sorgerecht dazu missbraucht wird, dem anderen Elternteil ein Kind vorzuenthalten: »Ein Kind braucht Vater wie Mutter. Es hat Anspruch auf beide. Wird aber der Kindesumgang von einem Elternteil als Druckmittel gegen den Ex-Partner eingesetzt, ist das für mich eine seelische Form von Kindesmissbrauch. Und der gehört genauso geächtet wie der sexuelle.«
Neben Karven und Atzorn weist die Besetzungsliste weitere bedeutende Namen auf. Charakterdarsteller Thilo Prückner spielt den grenzwertigen Oberkommissar Eduard Holicek. Julia Schmidt, die bereits beachtliche Erffolge vorweisen kann, ist Jenny Graf, Diego Wallraff agiert als zündelnder Angelo Panigua. In weiteren Rollen: Anett Renneberg, Nadeshda Brennicke sowie Henning Baum und Ulrich Drewes.

Artikel vom 11.03.2006