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Bowling als
Übungseinheit

Trainer werden zu Entert(r)ainern

Von Christian Garstecki
Bielefeld (WB). »Laufschuhe mitbringen«: Wenn Fußballer das von ihrem Trainer hören, tendiert die Lust auf die nächste Einheit meist gegen Null. Vielen Teams blieb in den vergangenen Wochen aufgrund der schlechten Witterungsverhältnisse aber kaum etwas anderes übrig, als zu laufen. Das WESTFALEN-BLATT hat sich bei Bielefelder Trainern nach deren alternativen Schlechtwetter-Coachingmethoden erkundigt.
Hat originelle Trainingsmethoden: Carsten Lochmüller.
Zafer Atmaca, Coach des SV Canlar, ist unzufrieden mit der Vorbereitung seines Teams. Viel trainieren geschweige denn spielen konnten seine Jungs nicht, da sowohl der Trainingsplatz am Wiehagen als auch der Bolbrinker meistens gesperrt waren. »Das nagt mit der Zeit ganz schön an der Motivation«, sagt Atmaca. Immerhin kann der SVC neuerdings montags in der Sporthalle Rosenhöhe einige Einheiten absolvieren. »Eigentlich bin ich kein Freund des Hallentrainings, hab' das Angebot aber angenommen, damit wir mal etwas anderes machen können, außer zu laufen«, erzählt Atmaca, der auch zuletzt verstärkt versucht habe, »Spaß reinzubringen.«
Sein Trainerkollege vom VfL Ummeln, Carsten Lochmüller, sieht das ähnlich. »Unser Teamgeist ist mir sehr wichtig«, legt er gerade im Abstiegskampf Wert auf die Kameradschaft. Zur Förderung dieser hat »Locher« verschiedene Einfälle. So waren die VfL-Kicker oft schwimmen im Ishara, haben kürzlich einen Gesellschaftsabend in der Kneipe gemacht, traten in Soccerhallen gegen die Kugel und wenn gar nichts anderes ging, joggten sie die so genannte Knastrunde um die Jugendvollzugsanstalt. »Auf unseren Rasen zu gehen, macht momentan wenig Sinn. Die eine Hälfte ist komplett gefroren«, schätzt Lochmüller die Bedingungen realistisch ein und setzte für gestern erneut eine Halleneinheit an. Vergangenen Freitag stand Bowling auf dem Trainingsplan.
Bei Daniel Diekmann und seinen Mannen von der DE Kusenbaum liegen nach Worten des Trainers die Nerven blank. Sie hätten keine wirkliche Winterpause gemacht, sondern in der Zeit nach den üblichen Hallenturnieren zur Jahreswende weiter in verschiedenen Soccer- und auch Beachsoccer-Hallen trainiert. Mittlerweile sei aber auch die Mannschaftskasse ausgeblutet, und so war die neueste Idee von Diekmann ein Frischlufttraining in der Fußgängerzone in Oldentrup. »Wir sind durch die Stadt gelaufen und haben koordinative Übungen gemacht. Das war für die Passanten sehr belustigend«, erklärt der Trainer und hofft, dass es am Wochenende endlich wieder mit dem Spielbetrieb losgeht, denn: »Das wahre Leben findet auf dem Rasen statt.«
Wojtek Choroba, Trainer des TuS Ost, habe probiert, einen Platz im Hillegossener Soccercenter zu bekommen, um »mal wieder richtig Fußball spielen zu können.« Seine Spieler seien bis jetzt fast nur gelaufen, da der Aschenplatz in den Heeper Fichten nahezu immer gesperrt gewesen sei. Die nebenstehende Halle sei zwar oft belegt gewesen, wurde aber trotzdem von den Ostlern genutzt, um auf der Tribüne Sprints und Bauchmuskeltraining zu absolvieren. Choroba sieht seine Truppe trotz der wenigen Balleinheiten »konditionell fit« und möchte, dass sie am Sonntag zuhause gegen die DE Kusenbaum die sehr gute Leistung aus dem jüngsten Spiel in Oelde fortsetzt.
In Wellensiek herrscht Unverständnis über die Sperrung des Kunstrasenplatzes am Rottmannshof. VfR-Coach Rüdiger Fritz ereifert sich: »Unser Platz wäre frei gewesen, wir hätten spielen können. Ich verstehe nicht, wie man die Plätze schon donnerstags sperren kann.« Immerhin hatte seine Mannschaft in den zurückliegenden Monaten stets die Möglichkeit, zu trainieren, worin Fritz gegenüber den anderen Teams »einen kleinen Vorteil« sieht, von dem der VfR jetzt profitieren wolle.

Artikel vom 15.03.2006