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Arzt rettet Prinzen den Fuß

Gütersloher Spezialist bewahrt Patienten vor Amputation

Von Wolfgang Wotke
Gütersloh (WB). »Ich bin glücklich«, strahlt Jürgen Prinz zu Hohenlohe, Baron von Quernheim, und versucht gar nicht erst, den Glanz der Tränen in seinen Augen zu verbergen. Seit mehr als zwei Wochen liegt Seine Hoheit im Städtischen Klinikum Gütersloh. »Es klingt wie ein Wunder, aber hier hat man mir meinen Fuß gerettet.«

Sein Dank gilt neben dem NRW-Diabeteszentrum in Bad Qeynhausen vor allem Dr. Bernd Ruhnke. Der leitende Oberarzt für Plastische- und Handchirurgie am Klinikum Gütersloh habe ganze Arbeit geleistet. »Es war nicht einfach, aber in einigen Wochen kann Seine Durchlaucht wieder nahezu normal laufen«, meint Dr. Ruhnke bescheiden. Doch für den Prinzen, der mit seiner Frau Beatrice, einer Juristin für Internationales Bankenrecht, auf Mallorca lebt, ist der Gütersloher Mediziner ein Künstler: »Das war ein Meisterstück. Die spanischen Ärzte hatten mich schon aufgegeben.«
Im August hatte eine Windböe die Autotür mit ungeheurer Wucht gegen den linken Knöchel des Adeligen geschlagen. »Der Fuß wurde in den folgenden Tagen immer dicker und entzündete sich schließlich so stark, dass mir zwei Fachärzte in Spanien den Fuß amputieren wollten. Das habe ich nicht hingenommen.« Kurz vor Weihnachten sei er dann ins Diabeteszentrum Bad Qeynhausen gefahren: »Ich bin Diabetiker, und Oberarzt Dr. Dirk Lammert hat sofort die drohende Gefahr des Fußverlustes erkannt, mich behandelt und nach Gütersloh überwiesen.«
Jedes Jahr verlieren 28 000 Diabetiker einen Fuß oder ein Bein. »Die Hälfte dieser Amputationen ist mit entsprechendem Aufwand vermeidbar«, erklärt Prof. Dr. Dieter Tschöpe (56), Direktor des NRW-Diabeteszentrum Bad Qeynhausen. Man habe den Prinzen nach Gütersloh geschickt, weil Dr. Ruhnke schon einmal einen schweren Fall gelöst habe.
Bei seinem adeligen Patienten hatte Ruhnke den bereits handtellergroßen Defekt am Sprunggelenk sowie freiliegende Knochen und Sehnen mikrochirurgisch mit Gewebe verschlossen, das er vom Oberarm des Prinzen genommen hatte.
Sonntag wird Seine Hoheit aus dem Krankenhaus entlassen, dann freue er sich wieder auf Mallorca (»Meine Trauminsel«), auf seine Arbeit (»Ich betreibe einen Großhandel für Bauholz«) und auf die High Society. »Ganz ehrlich: Ich kenne sie alle, von Woody Allen, bis König Juan Carlos.«

Artikel vom 11.03.2006