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Toter rast in einen Trauerzug

Paketauto-Fahrer stirbt am Steuer - zwei Frauen tot, Dutzende Verletzte

Günzburg (dpa/WB). Tragischer kann es kaum kommen: Der Fahrer eines Paketwagens stirbt am Lenkrad den Herztod - führerlos rast der Kleintransporter ausgerechnet in einen Trauerzug. So geschehen gestern im schwäbischen Jettingen-Scheppach. Zwei Frauen sterben wenig später, 33 weitere Schwerverletzte liegen in Krankenhäusern.
Rettungskräfte im Großeinsatz: Ganze Kolonnen von Notarztwagen eilten in die Gemeinde Jettingen-Scheppach. Für zwei Frauen aus dem Trauerzug kam dennoch jede Hilfe zu spät. Foto: dpa

»Schlimm ist, dass wir wahrscheinlich noch mit weiteren Toten rechnen müssen«, sagte am späten Nachmittag Walter Böhm, Leitender Polizeidirektor aus dem benachbarten Krumbach. Fünf der Unfallopfer schwebten in Lebensgefahr.
Der etwa 150-köpfige Trauerzug, der eine betagt verstorbene Mitbürgerin zu Grabe geleiten wollte, befand sich gerade auf dem Weg vom Requiem in der Kirche zum örtlichen Friedhof, als das Unglück geschah. Die 7000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Günzburg stand danach unter Schock, betraf es doch so gut wie jeden Bürger. »Das ist so schrecklich, man kann das gar nicht beschreiben«, sagte erschüttert eine Mitarbeiterin von Bürgermeister Hans Reichhart. Und der ergänzte: »Die Opfer kommen alle aus dem Dorf. Hier kennt noch jeder jeden, daher war die Anteilnahme bei der Beerdigung doch auch so groß.« Er selbst hatte zu den Trauergästen gehört, war knapp davongekommen.
Für die Rettungskräfte wurde nach dem Unglück am späten Vormittag Großalarm ausgelöst. Zwölf Rettungshubschrauber schwebten ein, darunter ein Großraumhelikopter. 30 Kranken- und Notarztwagen eilten zum Einsatzort. Der Großraumhubschrauber brachte sechs Schwerstverletzte ins Universitätsklinikum München-Großhadern.
Die anderen Schwerverletzten wurden in Krankenhäuser in Ulm und Augsburg transportiert. Bei dem Unglücksauto handelte es sich um einen Wagen eines privaten Paketdienstes. Der am Lenkrad gestorbene Fahrer war nach Polizeiangaben 60 Jahre alt.
Etliche leichter Verletzte wurden nach der ambulanten Versorgung wie die äußerlich unverletzt gebliebenen Trauergäste von Seelsorgern und Kriseninterventionskräften psychologisch betreut.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) zeigte sich tief betroffen und sprach den Opfern und deren Angehörigen sein Mitgefühl aus.

Artikel vom 10.03.2006