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Eine »innere Härte« entwickelt

Falk von Hollens Australien-Abenteuer - Duell mit Mathelehrer Bußmeyer

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Gäbe es bei der TSG Altenhagen-Heepen ein vereinsinternes Guinness-Buch - Falk von Hollen würde wohl auf ewig den Rekord der exotischsten Vertragsverhandlungen halten. Als er vor dieser Saison eine konkrete Anfrage des Handball-Oberligisten via E-Mail positiv beantwortete, befand er sich gerade auf der anderen Seite des Erdballs, in einem Internet-Cafe in Townsville. Ein Jahr lang tourte Falk von Hollen als Backpacker durch Australien.

Die Sprache, die fremde Kultur und vor allem weit weg von Deutschland: Australien mit seinen roten Wüsten, weißen Stränden und tropischen Regenwäldern schien Falk von Hollen ein ideales Flecken Erde, um eine Weltreise mit Arbeiten zu verbinden. Seine glorreiche Zeit in Down Under bezeichnet der 26-Jährige rückblickend als »Erfahrung, die ich nicht missen möchte«.
Dank eines Working-Holiday-Visum durfte der Bielefelder zwölf Monate lang »Work & Travel« betreiben. Ein gepflegtes Vagabundendasein abwechselnd als Tourist und als Arbeitnehmer, wie der Name schon sagt. Jobs zu finden war nicht schwer. Falk von Hollen half bei Renovierungsarbeiten, aushilfsweise im Krankenhaus und schwitzte auf dem Bau. »Das hat mir viel Selbstständigkeit gebracht. Innere Härte. Und eine gewisse Zielstrebigkeit. Ich konnte mich dort besinnen auf das, was mir wichtig ist im Leben«. Nicht zuletzt die entspannte easy-going (Arbeits-)Mentalität der Aussies war ansteckend und lehrte ihn, »im Leben nicht alles so verbissen zu sehen«. So konnte ihn irgendwann auch eine handflächengroße behaarte Spinne nicht mehr schocken, die in seiner WG hinter einem Bild hauste.
Paradiesische Strände. Surfen. In kristallklarem Wasser sah Falk von Hollen Delfine und Wale und aus der Distanz auch Haie, machte seinen Tauchschein in der Nähe des Great Barrier Reefs. Auf schmalen Pfaden durchquerte der TSG-Regisseur mit Zelt und Rucksack die Eukalyptuswälder im südlich gelegenen Nationalpark Wilsons's Promontary. »Totale Wildnis. Ich habe vier Tage lang keinen Menschen gesehen«, genoss er das In-den-Tag-hinein-leben und die Unabhängigkeit. »Ich habe neue Seiten an mir kennengelernt«. Und »eine Klarheit für mich selber entwickelt, die mich ein Leben lang begleiten wird«.
Falk von Hollen, der an der Uni Bielefeld seinen Bachelor-Abschluss in Biologie anstrebt: »Ich weiß jetzt, was für ein Privileg es ist, studieren zu dürfen«.
Am kommenden Sonntag (17.30 Uhr, Heepen) steht von Hollen kein alltägliches Meisterschaftsspiel ins Haus. Schließlich wird der VfL Mennighüffen von seinem früheren Mathematiklehrer am Bodelschwingh-Gymnasium trainiert, Helmut Bußmeyer. Mit dem hatte er einst bei der TSG Seite an Seite in der 2. Handball-Bundesliga gespielt. »Keine Mannschaft wird uns in dieser Saison zwei Mal schlagen. Das soll der Gegner zu spüren bekommen«, strebt von Hollen - mit 26 Jahren tatsächlich der älteste Feldspieler der TSG - »Wiedergutmachung« an.
Und Australien? Schon Sehnsucht? »Ich werde definitiv wieder dorthin zurückehren«. Kate Mul- heron (22) wird diese Aussicht freuen; seine große Liebe, die er in Melbourne kennengelernt hatte und die seit Anfang Dezember bei ihm lebt. Ihr ist es viel zu kalt und ungemütlich am Teuto. Das limitierte Sein hierzulande - für Kate und Falk ein harter Kontrast zu Outback, Weite, Sonne und Meer.

Artikel vom 10.03.2006