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Bayer hält sich bedeckt

Der »Fall Calmund« wird in Bielefeld ausgeklammert

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Zum dubiosesten Fußballthema der Woche hatten sich die Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen in Bielefeld einen Maulkorb verpasst. Kein Kommentar zum »Fall Calmund«, teilte Pressesprecher Uli Dost bereits vor Spielbeginn in der SchücoArena mit.

So darf weiter munter über die fragwürdige Rolle des Leverkusener Ex-Managers Rainer Calmund, gegen den wegen Untreue ermittelt wird, spekuliert werden: Was ist dran an jenen »dicken« Geschäften, an denen angeblich der Gütersloher Spielerberater Volker Graul beteiligt gewesen sein soll?
Und: Wie kommt eigentlich Ansgar Brinkmann ins Spiel? Auch gestern brachte Bayer-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser kein zusätzliches Licht ins Dunkel: »Wir sind mit der Staatsanwaltschaft im Gespräch, haben aber vereinbart, keine Stellungnahmen zu laufenden Verfahren abzugeben«, sagte er.
Derweil berichtet der »Spiegel« heute, die Bielefelder Kriminalpolizei ermittele wie bei Graul auch gegen den Ex-Arminen Brinkmann wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue. Brinkmann, der jetzt für den Regionalligisten Preußen Münster spielt, wies alle Vorwürfe, er habe am 4. Mai 2003 in Leverkusen seinen Platzverweis provoziert, um Arminia zu schwächen, entschieden zurück. Und auch der Bielefelder Chefermittler Karl-Heinz Wallmeier hatte bereits am Mittwoch dem WESTFALEN-BLATT gesagt, dass gegen Brinkmann nicht wegen Spielmanipulation ermittelt werde.
Arminia-Keeper Mathias Hain nahm am Samstag nach der Leverkusener 0:1-Niederlage bei Arminia Bielefeld seinen ehemaligen Teamkollegen, der damals einen Strafstoß herausgeholt und verwandelt hatte, in Schutz: »Ansgar hätte schon früher Gelegenheit gehabt, das Spiel zu manipulieren. Dann hätte er den Elfmeter daneben schießen können. Ich würde für ihn zwar meine Hand nicht ins Feuer legen, aber mit solchen Vorwürfen sollte man sehr vorsichtig sein.«
Die Leverkusener hatten unterdessen genug mit der erneuten Niederlage in Bielefeld zu tun. Rudi Völler glaubte gar, alles schon einmal erlebt zu haben - vor einem Jahr, als Bayer ebenfalls in Bielefeld nach einem Tor von Radomir Dalovic 0:1 verloren hatte. Abwehrchef Jens Nowotny, der beim entscheidenden Treffer den Torschützen leichtsinnig aus den Augen verloren hatte, nahm die Schuld für den Gegentreffer auf sich (»Das war klar mein Fehler, keine Frage«), ärgerte sich aber ebenso über alles andere: »Wir verlieren nicht wegen einzelner Fehler, sondern weil uns als Mannschaft die Konstanz fehlt.«
Trainer Michael Skibbe machte die Niederlage am Spielverlauf und den Bodenverhältnissen fest: »Wenn man so früh das 0:1 kassiert, hat man es auf einem so schweren Boden einfach sehr schwer.« Immerhin konnte er sich damit trösten, dass auch die anderen UEFA-Cup-Anwärter leer ausgingen und Leverkusen weiter von Platz fünf oder sechs träumen darf. Erstaunlich genug.

Artikel vom 13.03.2006