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Grüne Fliesen gaben dem
Schlösschen den Namen

Neue Erkenntnisse der Denkmalpfleger in Weimar

Von Antje Lauschner
Weimar (dpa). Denkmalpfleger sind einem Geheimnis der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar auf der Spur.

Der Name Grünes Schlösschen für das Stammhaus der Forschungsbibliothek geht nach jüngsten Erkenntnissen auf früher im Eingangsbereich verlegte grüne Fliesen zurück, sagte der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann, am Freitag. »Das war ein ungewöhnliches und äußerst kostbares Entrée für so ein Schlösschen, so dass es durchaus dem Haus seinen Namen gegeben haben kann.«
Experten haben an der Fassade der Bibliothek keine grünen Farbfassungen gefunden. Dafür machten Bauarbeiter bei der Sanierung der im September 2004 ausgebrannten Bibliothek einen überraschenden Fund: Sie stießen beim Abriss einer barocken Zwischenwand auf eine flaschengrün glasierte, rhombusförmige Fußbodenfliese, die vollständig erhalten ist.
Die Fliese löst auch ein weiteres Rätsel: die Herkunft der grünen Scherben, die bei den Trocknungs- und Konservierungsarbeiten in einer Schuttschicht gefunden wurden. »Jetzt gehen wir davon aus, dass sie den Eingang des Grünen Schlösschens zierten«.
Seemann spielt mit dem Gedanken, die Fliesen nachzuarbeiten und damit wieder den Eingangsbereich im Stammhaus zu schmücken. »Wir wissen durch den Fund sogar, wie sie verlegt waren.« Das Schlösschen - 1562 bis 1565 von Herzog Johann Wilhelm als fürstliches Wohngebäude inmitten einer Gartenanlage errichtet - soll sich bis zum 200. Todestag der Namenspatronin Herzogin Anna Amalia 2007 schöner denn je präsentieren. Rund zwölf Millionen Euro sind dafür eingeplant.
Anna Amalia hatte den kleinen Palast in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts nach ihrem Geschmack umgestaltet und darin die Bücher der Hofbibliothek untergebracht. Johann Wolfgang von Goethe führte dort lange Zeit die Oberaufsicht. Heute gehört die Bibliothek zum klassischen Weltkulturerbe Weimars.

Artikel vom 11.03.2006