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Luhukay spielt Roulette

SCP: Bollmann und Ndjeng erstmals gemeinsam draußen

Von Matthias Reichstein
Paderborn (WB). »Dieser Trainer ist doch immer für eine Überraschung gut.« Kurz und knapp kommentierte Kapitän René Müller das Paderborner Personal-Roulette vor dem 1:1 in Offenbach: Zum ersten Mal ließ Jos Luhukay die von Erstligisten umworbenen Markus Bollmann und Marcel Ndjeng gemeinsam auf der Bank.

»Beide bringen eine hervorragende Einstellung mit, aber beide wollen zurzeit zuviel«, begründete der Chefcoach die personelle Überraschung und nannte auch die Ursache: »Die ständigen Wechsel-Gerüchte belasten Marcel und Markus. Sie haben an Souveränität und Substanz verloren.«
Markus Bollmann (25) und Marcel Ndjeng (23) haben sich nach einer guten Hinrunde in den Fokus mehrerer Erstligisten gespielt und stehen unter ständiger Beobachtung. Einen Leistungsabfall will »Bolle« aber nicht festgestellt haben: »Ich akzeptiere die Entscheidung des Trainers, aber ich muss ja deshalb nicht der gleichen Meinung sein.« Dabei hatte Bollmann noch »Glück«, dass es ihn erst in der Fremde traf. Bereits vor zehn Tagen, vor dem Heimspiel gegen Dynamo Dresden, beschäftigte sich Luhukay intensiv mit dem Tausch. Doch da verhinderte eine Leistenzerrung von Dusko Djurisic einen personellen Wechsel, den Luhukay nun nachholte.
Der Serbe Djurisic wird in der neuen Spielzeit zwangsläufig mehr Einsätze bekommen, denn Bollmann, seit 2000 beim SCP und am Ende der Spielzeit ablösefrei, will in dieser Woche bekannt geben, wie sein neuer Arbeitgeber heißt. Die Tendenz, das zeichnete sich in den vergangegen Wochen ab, geht in Richtung Arminia Bielefeld. Bestätigen wollte der Rechtsfuß den Wechsel aber (noch) nicht.
Auf Arminias Liste steht auch Marcel Ndjeng. Der Außenstürmer, noch bis 2007 an den SCP gebunden, kam in der Rückrunde noch gar nicht richtig in Tritt und musste, nach dem Heimauftakt gegen die SpVgg. Unterhaching (1:1), zum zweiten Mal auf die Bank. »Marcel braucht Zeit, er muss sich noch entwickeln«, beschreibt Luhukay seinen Jung-Star, stellt seinen Senkrechtstarter aber indirekt doch wieder ins Schaufenster: »Ich gönne jedem meiner Spieler, der sich in den Vordergrund spielt, das Beste. Deshalb wird bei einem möglichen Wechsel zu einem Erstligisten auch nie die Ablösesumme das Problem sein.«
Eine Aussage, die sportlich fair, wirtschaftlich aber zumindest fragwürdig ist. Denn bislang wählte der SCP öffentlich einen anderen Sprachgebrauch und legte die Schmerzgrenze in den siebenstelligen Bereich.

Artikel vom 13.03.2006