Von Hartmut Horstmann Minden (WB). Die Mindener Stichlinge haben in Ostwestfalen Kabarett-Geschichte geschrieben. Seit 40 Jahren zeigen sie, dass Humor auch in der Teuto-Region zu Hause ist.
Einer von denen, die bei den Damen und Herren mit der spitzen Zunge in die Lehre gegangen ist, ist der Kabarettist Bernd Gieseking. Mit seinem Jahresrückblick »Ab dafür« hat sich der Schnellsprecher auch in OWL ein treues Publikum geschaffen - wobei ihm der Name Harsewinkel immer in ambivalenter Erinnerung bleiben wird. Der Auftritt war gut, nur nutzten Ganoven die Zeit, die er auf der Bühne verbrachte, dazu, sein Auto aufzubrechen und sein Navigationssystem mitgehen zu lassen - Künstlerpech der besonders unangenehmen Art. Seitdem fordert er das Publikum auf, immer mal wieder den Saal zu verlassen und nach dem Rechten zu schauen. Das Unglück zum Sketch werden lassen - diese Fähigkeit zeichnet den Freund der treffenden Pointe aus, der seine ostwestfälischen Wurzeln längst zum Bühnenprogramm gemacht hat. Der Kabarettist hat einen Teil seiner Jugend zwischen Korn und Freibad auf der CD »Köpper vom Dreier« festgehalten. Wann ist ein Mann ein Mann?, fragte Herbert Grönemeyer, und der 47-jährige Bernd Gieseking gibt die ostwestfälische Antwort: »Wenn er den Köpper vom Dreier wagt.« Unmöglich, auf Freundin und Liebesglück zu hoffen, wenn der Körper mit den Füßen zuerst im Wasser landet. Gieseking erzählt von nächtlichen Freibad-Abenteuern mit den wilden Gesellen seiner Jugend. Ein Erwachsenwerden mit der ständigen Angst vor der körperlichen Blamage: Erst später wird Gieseking die Vorteile des Geistes kennenlernen, wird beim weiblichen Geschlecht mit postmodernen Schlaumeiereien zu punkten versuchen. Dabei stapelt der Kabarettist gerne tief, wie dem Liebesgedicht an eine Waldorf-Lehrerin zu entnehmen ist: »Geistig bin ich ein ganz Kleiner/Gegen deinen Rudolf Steiner.« Wie dem auch sei - gekonnt beschreibt er auf seiner CD ostwestfälische Initiationsriten wie den »Köpper«. Bernd Gieseking: Köpper vom Dreier. WortArt
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