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Schutzengel im
Dauer-Einsatz

Falschparker ärgern Rußheideschule

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Foto)
Bielefeld (WB). »Auch du kannst täglich im Straßenverkehr ein Menschenleben retten: dein eigenes«. Diese in Stein gemeißelten Worte an der Rußheideschule in Bielefeld werden zurzeit von vielen Eltern selbst konterkariert: durch widerrechtliches, gefährliches Parken!

»Sie halten im absoluten Halteverbot vor der Schule in der Spindelstraße. Dadurch entsteht ein Rückstau bis auf die Otto-Brenner-Straße. Oder sie fahren auf den Lehrerparkplatz, wo die Kinder dann zum Auto laufen und sich und andere gefährden«, schildert Maria-Luisa Döring die zurzeit höchst prekäre Situation. Die Schulleiterin appelliert deshalb an alle Väter und Mütter, ihre Kinder morgens lieber (über die Angelstraße) an der parallel zur Spindelstraße verlaufenden Mühlenstraße hinter der Schulsporthalle abzusetzen und sie mittags auch dort wieder abzuholen.
»Am liebsten würden viele Eltern mit dem Auto gleich bis in die Schule fahren, damit sie ihre Kinder vor dem Klassenzimmer absetzen können«, sagte Döring gestern dem WESTFALEN-BLATT. Ein kleiner Umweg ist den meisten schon zu viel. Jene, die zu Fuß kommen und die Aufpflasterung auf der Spindelstraße als direkten Weg zur Schule nutzen, sind die Leidtragenden.
An 23. Februar ist es schon zu einem Beinahe-Unfall gekommen. Gina Schneider (7) aus der Klasse 1c wollte die Fahrbahn überqueren und wäre fast von einem Pkw erfasst worden, denn ein im absoluten Halteverbot abgestellter Bulli nahm ihr die Sicht. Mutter Manuela Schneider: »Die Kleine hat geweint und war total geschockt.« Deshalb hat sich die 42-Jährige vom 24. Februar bis 6. März auch alle Kennzeichen von Fahrzeugen notiert, die das Halteverbot ignorierten - insgesamt waren es elf Autos!
»Manchmal rede ich mit den Autofahrern Klartext«, sagt Wolfgang Juffernholz, Bezirksbeamter der Polizei vor Ort. Viel bewirkt hat es bislang nicht. Deshalb unterstützt Volker Tannig vom Verkehrsüberwachungsdienst der Stadt die Forderung von Manuela Schneider, den »Buckel« auf der Spindelstraße vor dem Schuleingang mit einem Zebrastreifen zu ergänzen. »Der wird sicher eher wahrgenommen«, meinte er. Zumal vielfach schneller gefahren werde als die erlaubten 30 Stundenkilometer.
Falschparken wird als Ordnungswidrigkeit mit Bußgeldern in Höhe von 15 oder (bei zusätzlicher Behinderung) 25 Euro geahndet. In die Rußheideschule gehen derzeit 280 Kinder. Und sie sind auch durch den Zugverkehr gefährdet: »Auf den Bahnschienen nach Hause zu gehen, ist sehr beliebt«, weiß Rektorin Maria-Luise Döring. Ihre Erkenntnis momentan: »Die Schutzengel müssen bei uns ganz schön viele Überstunden machen.«

Artikel vom 09.03.2006