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Fußball lockt: Gisela
zu Gast bei Freunden

Bielefelderin organisiert Jugend-Kicker-Turnier in Afrika

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). »Die Welt zu Gast bei Freunden« - dieser Slogan zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat für Gisela Bremer eine besondere Bedeutung. Die Bielefelderin hilft bei der Organisation ihres eigenen Turniers - in Afrika!

»Die St. Josef Boys Group, die Fußballmannschaft der katholischen St. Josefs-Gemeinde in Kenia, plant nach Ostern einen Wettkampf um das runde Leder«, erzählt die pensionierte Realschullehrerin. »Doch es fehlen Bälle und Trikots«. Also begab sich Gisela Bremer gemeinsam mit Hamburger Freunden auf die Suche nach Sponsoren.
Der HSV-Fanclub wollte zwölf Euro für das Hemd mit Vereinsaufdruck haben. »Ein bisschen viel«, wie das Gründungsmitglied der Deutsch-Japanischen Gesellschaft in Bielefeld findet. Gisela Bremer liebt aber längst nicht nur das Asiatische. Seit 20 Jahren verbringt sie ihren Urlaub auch regelmäßig an der Südküste Kenias. »Da gibt es feinen Sandstrand, freundliche Leute und wispernde Palmen«, schwärmt Bremer. In wenigen Wochen wird sie wieder dorthin reisen. Statt klirrender Kälte und Schnee erwartet sie 30 Grad Hitze.
Weil die Un-Ruheständlerin ein kontaktfreudiger Mensch ist, lernte sie bereits vor zwölf Jahren zwei Angestellte des Adina Beach Hotels näher kennen: Food-Manager Philip Muange (33) und dessen Ehefrau Helen (32), die der Josefsgemeinde angehören. Sohn Andrew (9) kickt im Kirchen-Fußballclub. Tochter Ruth (5) schaut zu, wenn auf dem Acker hinter der Kirche der »Klinsi«-Truppe um Ballack & Co. eifrig nachgeeifert wird.
In einer der afrikanischen Ligen spielt sogar ein Verein mit Namen »Bayern München Mombara«, weiß Gisela Bremer inzwischen. Das Dorf Ukunda ist dank des Tourismus' mittlerweile von 100 auf 10000 Einwohner angewachsen. Vom 60-Euro-Durchschnittsverdienst im Monat können sich die meisten Einheimischen aber nicht allzu viel leisten. Dem Mercedes-Feuerwehrauto sieht man schon am Stern an, dass es ebenfalls aus Deutschland kommt. Ein Hotel-Gast hat es besorgt. Und um 16.30 Uhr kommen die Schimpansen ins Hotel.
Die Familie Muange hat Gisela Bremer in ihr Herz geschlossen. Sie ist dort gerne gesehen und freut sich umgekehrt über die nicht selbstverständliche Gastfreundschaft. Immer, wenn die Bielefelderin auch mit mehr als 60 Jahren auf Afrika-Tour ist, kehrt sie bei den Muanges ein. Zum Abendbrot oder auch nur mal auf eine Cola. Philip Muange, der gleich zwei Hotels am Ort mit Lebensmitteln versorgt, war 2001 auch schon in Bielefeld. Außerdem leitet er den Kirchenchor »Ngoma Afrika« in Ukanda. Der singt Gospel und afrikanische Lieder.
Zurzeit stecken alle in den Vorbereitungen für das große Fußball-Ereignis 2006 - das Jugendkickerturnier auf den schwarzen Kontinent, versteht sich. Und Gisela Bremer hat nur noch einen Wunsch: »Einen echten Pokal, möglichst einen Fußballer, für den Sieger.« Wie man sie kennt, wird sie ihn irgendwo aufstöbern.

Artikel vom 10.03.2006