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Neues Konzept und neuer Look

Altenzentrum Ernst-Barlach-Haus wird für 3,5 Millionen Euro umgebaut

Von Stefanie Westing
(Text und Foto)
Sennestadt (WB). Ein bisschen wie eine Operation am offenen Herzen sei der Umbau des Altenzentrums Ernst-Barlach-Haus in Sennestadt, sagt Architekt Fritz Karl Wachtmann. Denn die Bauarbeiter werkeln, während der Betrieb - weitestgehend - normal weiterläuft. Ziel ist es, den 3,5 Millionen Euro teuren Umbau bis Ende des Jahres abzuschließen.

Bis dahin ist noch viel zu tun. Jedes Zimmer, jede Nasszelle, jeder Flur wird verändert. Und auch von außen wird das Haus bald anders aussehen. Denn die Balkone werden in die Zimmer integriert und verglast. Die Fenster sind abschließbar - aus Sicherheitsgründen. Immerhin leiden 70 Prozent der 138 Bewohner an Demenz.
Mit dem Umbau wird auch ein verändertes Wohnkonzept umgesetzt. Kleine Wohngruppen mit acht bis 14 Menschen entstehen, im Erdgeschoss werden künftig 14 Bewohner betreut, deren Demenz so weit fortgeschritten ist, dass sie auf Sprache, Mimik und Gestik nicht mehr reagieren und die meiste Zeit liegend verbringen. Hier sollen Methoden zum Einsatz kommen, die die Sinne stimulieren, zum Beispiel besondere Farben oder Düfte. Außerdem können die Betroffenen demnächst im Bett liegend die Außenanlagen nutzen.
Den zentralen Mittelpunkt jeder Wohngruppe bildet eine Wohnküche. »Wir können bald eine Betreuung anbieten mit Beschäftigungen, die den Bewohnern von früher bekannt sind«, erklärt Pflegedienstleiterin Annette Hibbeln. Unter anderem können die Senioren mit den Betreuern kochen oder backen. So soll eine familienähnliche Atmosphäre geschaffen werden. »Das Konzept entspricht den aktuellen Bedürfnissen, um das Familienleben so weit wie möglich zur Entfaltung zu bringen«, betont Volkhard Dietrich, Kirchmeister der evangelischen Kirchengemeinde Sennestadt, Besitzerin des Hauses. »Wir haben die Entscheidung für den Umbau bewusst getroffen, obwohl die Finanzen knapper werden.«
Von der Maßnahme sollen auch heimische Unternehmer profitieren. Die Auftragsvergabe wurde an die Bedingung geknüpft, dass hiesige Firmen ans Werk gehen - und zwar nicht mit Subunternehmern, sondern mit eigenen Angestellten. »Darauf haben wir geachtet - auch, wenn es einen Euro mehr kostet«, betont Wachtmann.
Er hat das Gebäude vor fast 30 Jahren errichtet. Damals zogen 140 Frauen und Männer ein. Aktuell leben 138 Menschen in dem Altenzentrum, nach dem Umbau sind noch 132 Pflegeplätze vorhanden. Eine ausreichende Zahl, betont Bernd Onckels, Geschäftsführer des Diakonie-Verbandes Brackwede. Unter dessen Dach sind einige Altenheime im Bielefelder Süden, so auch das Ernst-Barlach-Haus, als Zweckverband zusammengefasst. »Zurzeit sind in Bielefeld täglich 30 bis 50 Pflegeplätze frei«, berichtet Onckels. Etwa 3100 Pflegeplätze seien in Bielefeld vorhanden Ñ mittelfristig zu viele, meint Onckels. Denn die ambulante Betreuung nehme weiter zu.
Das Ernst-Barlach-Haus jedenfalls ist gut ausgelastet. Und Heimleiter Werner Schmiedel hofft, den Bewohnern nach dem Umbau noch mehr Wohn- und Lebensqualität bieten zu können. Sein Ziel ist es, die Umbaumaßnahme im Rahmen eines Festaktes zum 30-jährigen Bestehen im kommenden Jahr vorzustellen.

Artikel vom 10.03.2006