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Engpass beim Gewerbemüll

Für 15 Millionen Euro: MVA Bielefeld will Kapazität um 20 Prozent erhöhen

Von Gerhard Hülsegge
und Hans-Werner Büscher (Fotos)
Bielefeld (WB). Die Bielefelder Müllverbrennungsanlage (MVA) soll bis Ende 2007 für 15 Millionen Euro um 20 Prozent in ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert werden. Das hat Geschäftsführer Rainer Müller gestern offiziell erklärt.

»Wir spüren eine hohe Nachfrage nach unseren Dienstleistungen insbesondere beim Gewerbeabfall«, sagte der Chef der MVA Bielefeld-Herford GmbH. Nach Inkrafttreten des Deponierungsverbots für unbehandelte Abfälle zum 1. Juni 2005 sei bundesweit in Entsorgungsengpass entstanden. 15 Millionen Tonnen Müll müssten zwischengelagert werden. Allein in Ostwestfalen-Lippe fielen 200 000 Tonnen Abfall mehr an. Langfristig soll die Verbrennungsmenge in Bielefeld von 380 000 auf 440 000 Tonnen steigen. Die geplante Kapazitätserhöhung sei deshalb zwingend erforderlich, um eine nachhaltige abfallwirtschaftliche Eigenständigkeit in Ostwestfalen-Lippe zu gewährleisten, sagte Müller.
Von außen werden die baulichen Veränderung nicht sichtbar sein. Den Schwerpunkt der Investition, der Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung noch zustimmen müssen, bildet eine neue, dritte Turbine. Mit ihr wird die Nutzung der aus Abfall erzeugten Energie weiter gesteigert, wird aus Dampf Strom erzeugt. Wertvolle Energieträger wie Öl und Erdgas werden eingespart und aufgrund des hohen Biomasseanteils im Abfall schädliche Klimagase (CO2 und Methan) vermieden. Mit der achtstufigen Rauchgasreinigungsanlage werden die gesetzlichen Grenzwerte um 85 bis 99 Prozent unterschritten. »Dieser optimale Betriebszustand wird durch die Leistungserhöhung nicht beeinträchtigt«, versichert Müller.
Dass die MVA weniger eine Müllverbrennungsanlage, sondern ein Kraftwerk ist, betonte Friedhelm Rieke. »Deshalb sollte sie auch besser Abfall-Heizkraftwerk heißen«, sagte der Geschäftsführer der Bielefelder Stadtwerke, die über die Muttergesellschaft »Interargem Entsorgungs-GmbH« am Unternehmen beteiligt sind. 40 000 Haushalte in Bielefeld werden von der Anlage mit Strom, 25 000 mit Fernwärme beliefert.
Die MVA-Betreiber verbinden mit dem Antrag auf Kapazitätserweiterung auch den Wunsch, künftig nicht mehr Verbrennungsmengen genehmigt zu bekommen. Statt dessen soll die Feuerungswärmeleistung Maßstab sein und von 50 auf 60 Megawatt angehoben werden. Die Stadt Bielefeld sowie der Kreis Herford müssen als Altgesellschafter und jetzige Partner der gewünschten Änderung des Versorgungsvertrages zustimmen.

Artikel vom 08.03.2006