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VW: Sanierung
Existenzfrage

Flaggschiff schreibt rote Zahlen

Wolfsburg (dpa). Die Spitze von Volkswagen sieht ohne die grundlegende Sanierung der kriselnden Kernmarke VW die Zukunft des gesamten Konzerns in Gefahr. Der Volkswagen Golf 5 und Golf Plus werden auf einer Produktionslinie im Stammwerk in Wolfsburg montiert. Foto: dpa
Bernd Pischetsrieder denkt nicht an Rücktritt.
Ohne Restrukturierung vor allem der deutschen VW-Werke wäre ein langfristig zukunftsfähiger Konzern »undenkbar«, sagte Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch gestern in Wolfsburg. Der intern umstrittene Vorstandschef Bernd Pischetsrieder erklärte, zu der tief greifenden Restrukturierung der Marke VW gebe es keine Alternative.
»Es sind weiterhin erhebliche Anstrengungen notwendig, um die Zukunft der Volkswagen AG nachhaltig zu sichern«, sagte Pischetsrieder, dessen eigene Zukunft bei VW nach Äußerungen von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch als unsicher gilt.
Pischetsrieder, seit vier Jahren VW-Vorstandschef, machte gestern in Wolfsburg erneut deutlich, dass er nicht an einen Rücktritt denke. Er wolle den Konzern zum Erfolg führen. Der VW-Vorstand lasse sich nicht »auseinander dividieren«.
Für die ertragsschwache Marke VW hatte die Konzernspitze bereits Mitte Februar ein tief greifendes Sanierungsprogramm angekündigt. Davon könnten in den kommenden drei Jahren 20 000 Beschäftigte betroffen sein, hieß es. Schwerpunkte sind geringere Arbeitskosten, volle Auslastung der Werke auch durch eine Kapazitätsanpassung sowie Neuordnung der Komponentenfertigung.
Personalvorstand Horst Neumann sagte, es gehe um eine »wettbewerbsfähige Beschäftigung« vor allem beim Flaggschiff VW, das rote Zahlen schreibe.
VW hatte vor zwei Jahren das Milliarden-Sparprogramm »ForMotion« eingeleitet. Finanzvorstand Pötsch betonte, der Konzern hätte 2005 ohne das Programm, das ein Optimierungsvolumen von 3,5 Milliarden Euro hatte, operativ in die roten Zahlen geraten können.
Wie bereits bekannt, stieg das Konzern-Ergebnis vor Steuern 2005 im Vergleich zum Vorjahr dank des Sparprogramms um 58 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Der Umsatz erhöhte sich um 7 Prozent auf 95,3 Milliarden Euro. An die Aktionäre soll für 2005 eine Dividende von 1,15 Euro je Stammaktie gezahlt werden, nach 1,05 Euro im Vorjahr.
Die Markengruppe Volkswagen habe mit 638 Millionen Euro zwar deutlich besser abgeschnitten als 2004, »aber bei Weitem noch nicht gut genug. Denn während sich die Produktlinien Skoda und Bentley im vergangenen Jahr prächtig entwickelten, konnte Volkswagen Pkw gerade einmal die operative Null-Linie erreichen«, sagte Pötsch.
Auf seinen Krisenmärkten USA und China will Volkswagen 2006 dank neuer Modelle Fortschritte erzielen. In den USA hatte VW - auch auf Grund der dortigen Preisschlacht - 2005 einen operativen Verlust von 843 Millionen Euro verbucht.

Artikel vom 08.03.2006