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Rente fällt schmaler aus

Regierung senkt Prognose - nur noch 1180 Euro je Durchschnittszahler

Berlin (dpa). Die Bundesregierung hat angesichts der flauen Lohnentwicklung frühere Rentenprognosen deutlich nach unten korrigiert. Die Standardrente wird demnach im Jahr 2009 nur noch 1180 Euro betragen - ein Fünftel weniger, als der damalige Rentenminister Norbert Blüm (CDU) vor zehn Jahren vorausgesagt hatte.

In ihrer aktuellen Langfristeinschätzung geht die Regierung davon aus, dass die so genannte Standardrente von 2006 bis 2009 um vier Euro steigen wird. Das sind 330 Euro weniger als der Betrag von 1510 Euro, der noch 1995 vorausgesagt worden war. Die so genannte Eck- oder Standardrente erhält ein Durchschnittsverdiener, wenn er 45 Jahre lang Beiträge in die Rentenkasse eingezahlt hat. 20 Millionen Menschen in Deutschland beziehen Rente.
Den neuen Rentenversicherungsbericht wird Bundessozialminister Franz Müntefering (SPD) heute ins Kabinett einbringen. Bis zum Jahr 2019 steigt die Eckrente danach auf 1414 Euro. Die Höhe der Renten ist an die Brutto-Lohnentwicklung gekoppelt.
Die Rentenversicherer verwiesen darauf, dass sich seit 1995 auch die Entgelte der Beschäftigten schlechter als erwartet entwickelt hätten. Abweichungen gegenüber zehn Jahre alten Prognosen für das Jahr 2009 gebe es daher nicht nur bei der vorhergesagten Rente. Zum Zeitpunkt des Rentenversicherungsberichts im Jahr 1995 sei man noch von höheren Entgeltsteigerungen ausgegangen. Deshalb liege die Prognose von 1995 bei der Lohnentwicklung bis 2009 in ähnlicher Größenordnung wie bei der Rente - knapp 22 Prozent - daneben. »Der Rentenbericht 1995 hatte für 2009 ein Bruttoentgelt in Höhe von etwa 39 336 Euro vorausgesagt, heute wird für 2009 ein Durchschnittsverdienst von 30 787 Euro erwartet. Das sind auch 78 Prozent der vorausgesagten Werte«, heißt es in der Stellungnahme.
Das Sozialministerium verwies zugleich darauf, dass es 1995 eine Reihe von Rentenreformen noch gar nicht gegeben habe, diese also in den früheren Prognosen auch nicht berücksichtigt werden konnten. So sei zum Beispiel die Riester-Rente erst 2001 beschlossen worden. Diese soll - so ihr Ziel - künftige Einbußen bei der gesetzlichen Rente ausgleichen.
Aus dem Alterssicherungsbericht wurde zudem bekannt, dass die Regierung die Riester-Rente als zusätzliche Altersvorsorge vorerst nicht zur Pflicht machen will. Bislang haben 5,6 Millionen Bundesbürger eine Riester-Rente abgeschlossen. Offen bleibt auch, ob die Förderung der Entgeltumwandlung, bei der Beschäftigte einen Teil ihres Gehaltes nicht nur steuerbegünstigt, sondern auch sozialabgabenfrei für die Altersvorsorge ansparen können, über 2008 fortgesetzt wird.
Die Mehrheit der Deutschen fürchtet nach einer Emnid-Umfrage für den Nachrichtensender N24 erhebliche Einbußen der Lebensqualität im Rentenalter. Nur 41 Prozent meinen, mit ihren Alterseinkünften gut leben zu können. Dagegen glauben 51 Prozent der Befragten, mit Rente oder Pension allein nur schlecht auszukommen. 60 Prozent setzen deshalb auf eine zusätzliche private Altersvorsorge. 28 Prozent verlassen sich ausschließlich auf die Rente.
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Artikel vom 08.03.2006