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Ankläger fordert Todesstrafe
im einzigen US-Terrorprozess

Moussaoui soll Attentäter des 11. September gedeckt haben

Alexandria (Reuters). Im einzigen US-Prozess um die Anschläge vom 11. September 2001 hat die Staatsanwaltschaft die Todesstrafe für den Franzosen Zacarias Moussaoui gefordert.

Die Anklage warf dem 37-Jährigen beim Auftakt der Verhandlung in Alexandria im Bundesstaat Virginia vor, die Attentäter gedeckt zu haben. Deshalb sei er mitschuldig an dem Tod von 3000 Menschen.
Einer der Pflichtverteidiger wies die Vorwürfe zurück und warnte davor, den Terror-Verdächtigen durch eine Hinrichtung zu einem Märtyrer zu machen. Moussaoui war einen Monat vor den Anschlägen verhaftet worden, weil er den Ermittlern in einer Pilotenschule aufgefallen war.
»Auch wenn er am 11. September 2001 im Gefängnis war, hat Moussaoui seinen Teil als treuer El-Kaida-Soldat getan«, sagte Chef-Ankläger Robert Spencer. Moussaoui habe den Ermittlern sein Wissen über die Anschlagsvorbereitungen verschwiegen. »Seine Lügen ... erlaubten, seinen Brüdern fortzuschreiten und zu töten. Wenn Moussaoui nur die Wahrheit erzählt hätte, wäre alles anders gewesen.«
In der Verhandlung geht es nur noch um das Strafmaß. Denn Moussaoui hat sich schuldig bekannt und zugegeben, von Bin Laden für Anschläge ausgewählt worden zu sein. Sollte er durch Lügen gegenüber den Ermittlern den 11. September ermöglicht haben, droht ihm die Todesstrafe. Andernfalls könnte er nur zu lebenslanger Haft verurteilt werden.
Der 37-jährige Franzose steht in den USA als einziger Angeklagter im Zusammenhang mit den September-Anschlägen vor Gericht. Moussaoui stammt aus Marokko und wurde im August 2001 im US-Bundesstaat Minnesota wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die US-Einwanderungsgesetze verhaftet. Er nahm zu diesem Zeitpunkt in einer Flugschule an einer Pilotenausbildung teil. Später wurde im Zusammenhang mit den Anschlägen am 11. September angeklagt.
Am 22. April 2005 bekannte sich Moussaoui in allen sechs ihm vorgeworfenen Anklagepunkten schuldig. Die Anklage lautete auf Verschwörung zu Terrortaten, zur Flugzeugentführung und Zerstörung von Flugzeugen, zur Verwendung von Massenvernichtungswaffen, Ermordung von US-Bediensteten und der Zerstörung von Besitztum. Moussaoui erklärte vor Gericht, er sei nicht für die September-Anschläge eingeplant gewesen. Er gab aber an, El-Kaida-Chef Osama bin Laden habe ihn dafür ausgewählt, als Teil eines breiter angelegten Plans ein Flugzeug in das Weiße Haus in Washington zu steuern.

Artikel vom 08.03.2006