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Lächerlicher Wellness-Wahn

Queen Latifah in der Komödie »Noch einmal Ferien«


Georgia Byrd (Queen Latifah), die schüchterne Angestellte in der Haushaltswarenabteilung eines Kaufhauses in New Orleans, ist bloß eine graue Maus. Kochen ist ihre große Leidenschaft, aber ihr eigenes Leben köchelt höchstens auf Sparflamme. Dabei scheint sich der smarte Kollege Sean (LL Cool J) ernsthaft für das stille Mädchen hinterm Herd zu interessieren.
Doch dann gerät Georgias Leben durch die Fehldiagnose eines chaotischen Arztes völlig aus den Fugen. Sie hat angeblich nur noch wenige Woche zu leben, und genau dies ist der Anstoß, den die Hobby-Köchin braucht, um endlich aufzuwachen.
Der in Hongkong geborene Regisseur Wayne Wang hat mit »Noch einmal Ferien« eine gutgelaunte romantische Komödie angerichtet, in der er alle Zutaten der Aschenputtel-Geschichte anrührt, die natürlich auf ein Happy-end herausläuft. Die nicht immer ganz bissfeste Romanze mit einer Prise Gospel und viel Sentiment basiert auf dem Klassiker »Ferien wie noch nie« (1950) mit Sir Alec Guinness in der Hauptrolle.
Georgia schmeißt also ihren ungeliebten Job hin, hebt ihre Ersparnisse ab und macht sich auf die Reise ins mondäne Karlsbad, um endlich ihr großes Idol, den Starkoch Didier (Gérard Depardieu) kennenzulernen. Der Maestro kocht im piekfeinen Grandhotel »Pupp«, in dem Georgia prompt eincheckt, und zwar in der teuersten Suite. Und alsbald verwandelt sich die unglückliche Verkäuferin aus den Südstaaten inmitten von Millionären und halbseidenen Geschäftsleuten in eine geheimnisumwitterte Prinzessin - mit Hilfe diverser sündhaft teuren Outfits. Kleider machen Leute.
Mit viel Spaß am Klamauk und durchaus augenzwinkernd spaziert die Rapperin, Filmproduzentin und Schauspielerin Queen Latifah (»Chicago«, »Taxi«) durch diese entwaffnend nette Komödie. Sie rast ohne Rücksicht auf Verluste Skipisten herunter, übt sich im Bungee-Springen von der Talsperre und beißt herzhaft in die Gurken ihrer Gesichtsmaske. Der Wellness-Wahn wird auf wunderbare Weise lächerlich gemacht.

Artikel vom 09.03.2006