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»Die spinnen nun total«

Ex-Armine Brinkmann wehrt sich gegen böse Gerüchte

Von Wolfgang Wotke
Bielefeld (WB). Ansgar Brinkmann ist sauer. Der einstige Arminen-Kicker (heute Preußen Münster) versteht die Welt nicht mehr. Der 36-Jährige wettert: »Ich soll mit Absicht einen Platzverweis provoziert haben? Spinnen die jetzt total?«

Die »Sport Bild« hatte in ihrer gestrigen Ausgabe spekuliert, dass Brinkmann in den Finanzskandal um den Ex-Manager von Bayer Leverkusen, Reiner Calmund (wir berichteten), verstrickt sein könnte. »Es gibt ein neues Gerücht«, schreibt die Sportzeitung. Mit dem Geld, das Calmund an den Spielervermittler Volker Graul gezahlt habe (580 000 Euro), soll das Bundesligaspiel zwischen Leverkusen und Arminia Bielefeld am 4. Mai 2003 beeinflusst worden sein.
Ansgar Brinkmann sah in dieser Partie nach 63 Minuten die Gelb-Rote Karte. »Ich schieße doch nicht zuvor einen Elfer rein und lasse mich dann absichtlich vom Platz stellen?«
Gestern beriet sich Brinkmann mit seinem Anwalt Mario Ermisch in dessen Bielefelder Kanzlei. Ermisch, er steht mit dem SC Verl als Trainer in der Oberliga auf Platz eins, ist außer sich und sagt: »Wir werden rechtliche Schritte gegen die ÝSport BildÜ und gegen alle Personen, die mit dieser Sache zu tun haben, genauestens prüfen. Das lassen wir nicht so stehen. Die Gerüchte sind ungeheuerlich.«
Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT erklärt Mario Ermisch, dass hinter der Verleumdungsaktion nur ein Mann stecken könne - Werner Helleckes aus Gladbach, einst Brinkmann-Berater. Helleckes hatte im März 2004 Schlagzeilen gemacht, als seine Firma, die Hellsport System GmbH, gegen Arminia einen Insolvenzantrag stellte. Hintergrund war eine Forderungsabtretung von Ansgar Brinkmann in Höhe von 50 000 Euro. Obwohl diese Forderung aus Sicht des Vereins nachweislich unbegründet war, zahlte Arminia, um weiteren Schaden vom Club abzuwenden.
Die Summe sollte auf gerichtlichem Wege zurückgefordert werden. Mario Ermisch: »Ansgar hat dann im Verfahren wahrheitsgetreu ausgesagt. Arminia bekam Recht. Doch die Summe ist futsch, denn die Gladbacher Firma machte inzwischen pleite.« Der Bielefelder Jurist nimmt an, dass der ganze Wirbel eine Retourkutsche gegen seinen Mandaten Brinkmann sei. »Der Helleckes hasst vor allem auch Reiner Calmund, der ihm angeblich eine Vollmacht für Ze Roberto entwendet haben soll. Den Transfer des Brasilianers zum FC Bayern München sollen dann Calmund und Volker Graul eingefädelt haben«, erläutert Ermisch und ergänzt: »Da ist eine ganz dicke Nebelkerze geworfen worden.«
Kripo-Ermittler Karl-Heinz Wallmeier aus Bielefeld, der ein Verfahren gegen Reiner Calmund und gegen den Gütersloher Volker Graul wegen Verdacht auf Untreue und Beihilfe zur Untreue eingeleitet hat, steht nach eigener Aussage kurz vor Abschluss seiner Ermittlungen. Er wolle Anfang der nächsten Woche die Unterlagen an die Staatsanwaltschaft abgeben. Spekulationen, wonach die Verwendung der 580 000 Euro in Zusammenhang mit Bundesliga-Siegen von Bayer Leverkusen im Kampf um den Klassenverbleib 2003 stehen könnten, kann Wallmeier nicht bestätigen: »Dafür gibt es keine Anhaltspunkte.«

Artikel vom 09.03.2006