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Sepp Herbergers Plan:
Fritz Walter sagte »nein«

Der 42-Jährige sollte in Chile Regie führen


Santiago de Chile (WB/klü). Im August 1962 lag ein Brief im Kasten von Fritz Walter. Der Absender: Bundestrainer Sepp Herberger. Drei Seiten lang. Hier die wichtigsten Auszüge: »Lieber Fritz! Die WM in Chile ist vorüber. Sie wissen: Ich hätte Sie gern dabei gehabt. Nicht als Zuschauer - sondern als Spieler. Ich habe mir danach oft vorgeworfen, vor allem nach unserem schwachen Vorrunden-Spiel gegen die Schweiz: Hättest du Fritz doch überredet.«
Denn das war Herbergers Plan: Er wollte den Weltmeister-Kapitän von 1954, damals immerhin schon 42 und nur noch in Traditionsmannschaften am Ball, tatsächlich in seine WM-Auswahl einbauen. Im Oktober 1961 gab es die erste Anfrage: »Fritz, ich brauche Sie. Dringend. Können Sie sich vorstellen, noch einmal für Deutschland zu spielen?«
Fritz Walter fühlte sich zwar geehrt, aber gleich kamen ihm Zweifel: Nein, das geht nicht. Sofort wollte er dem »Chef« nicht absagen, nach einer Bedenkzeit kam dann aber das deutliche »Nein«. Herberger nahm es enttäuscht zur Kenntnis und sagte später: »Einer wie der Fritz, ein Lenker und Denker, der hat unserer Elf in Chile gefehlt.«
Wobei Fritz Walter selbstverständlich 1962 vor Ort war. Anschließend erschien sein drittes WM-Buch. Nach »3:2« und »So war es in Schweden« kam »Die Spiele in Chile« auf den Markt.

Artikel vom 18.03.2006