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Reiselust ist ungebrochen

TUI meldet 35 Prozent Plus für Mallorca - Türkei fällt stark zurück

Berlin (WB/ta/dpa/Reuters). Die Reiselust der Deutschen ist ungebrochen. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos rechnet deshalb mit einem Rekordjahr für die deutsche Tourismusbranche.

»Die Tourismuswirtschaft wird mindestens den Vorjahreswert von 27 Milliarden Euro erzielen und mit der Fußball-Weltmeisterschaft sicher auch deutlich übertreffen«, sagte der Minister beim Messerundgang zum Auftakt der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) gestern in Berlin. Die Branche berichte von steigenden Reisebuchungen ins Ausland, aber erfreulicherweise auch von wachsenden Gästezahlen im Inland. Die zunehmende Reiselust sei »auch ein Stimmungsbarometer für die Wirtschaft und die gesamte Entwicklung im Land«, sagte Glos.
Der deutsche Reiseveranstaltermarkt insgesamt freut sich über ein Umsatzwachstum von 4,4 Prozent. Zugleich ist die Durchschnittsreisedauer von 12,8 auf 13,3 Tage gestiegen. Nach den Verlustjahren 2002 und 2003 erzielten die Reiseveranstalter 2005 zum zweiten Mal in Folge wieder positive Ergebnisse und steigerten ihren Umsatz um fünf Prozent.
Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) unternahmen die Deutschen im vergangenen Jahr insgesamt fast 80 Millionen Urlaubsreisen von mehr als fünf Tagen Dauer. Reiseziel Nummer eins war dabei erneut das eigene Land: 36 Prozent aller Urlauber blieben in den deutschen Grenzen. Die Nummer eins unter den Auslandszielen ist Spanien, wo der weltgrößte Tourismuskonzern TUI ein Buchungsplus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen konnte. Die Zahl der Buchungen für einen Urlaub auf Mallorca nahm bei TUI sogar um 35 Prozent zu.
Verlierer der Saison ist die Türkei. Alltours-Unternehmenschef Willi Verhuven schätzt, dass branchenweit das Türkei-Geschäft derzeit um bis zu 35 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegt. Einzige mögliche Reaktion in den Augen Verhuvens sind weitere Preisnachlässe. Bei Alltours werden deshalb die »Frühbucherrabatte« verlängert, was sie zu normalen Preissenkungen macht. Grund für das schlechte Türkei-Geschäft ist auch nach Einschätzung von TUI-Chef Michael Frenzel die Vogelgrippe, die im Januar erstmals in Anatolien aufgetaucht war.
Neben preiswerten Anbietern sind derzeit in Deutschland auch teurere individuell zusammengesetzte Reisen und Städtetouren gefragt. Der Rewe-Bausteinveranstalter Dertour hat deshalb deutliche Zuwächse.
Die Rewe-Pauschalanbieter wie ITS und Tjaereborg dagegen rechnen nicht mit Wachstum. »Der Reisemarkt spaltet sich auf«, sagt ITB-Messechef Detlev Buck. Familien, die klassische Pauschalreisen buchen, halten sich nach Einschätzung von Experten zurück und hoffen auf noch preiswertere Last-Minute-Schnäppchen.
Besser als das Geschäft mit Reisen ins Ausland läuft derzeit der Tourismus in Deutschland, nicht nur wegen der Sondereffekte durch die Fußball-Weltmeisterschaft, die allein fünf Millionen zusätzliche Übernachtungen bringen soll. Auch danach sei mit durchschnittlichen Zuwächsen von drei Prozent bei Übernachtungen von ausländischen Besuchern zu rechnen, sagt die Deutsche Zentrale für Tourismus voraus. Seite 4: Hintergrund/Leitartikel

Artikel vom 09.03.2006