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Möbel-Tarifrunde

Lasst das Sofa aus der Küche


Klare Sache: Die Beschäftigten in der Möbelindustrie wollen Kohle sehen. Mit der bisherigen Lohnzurückhaltung glauben sie, die steigenden Kosten unter anderem für Benzin und Heizung nicht mehr tragen zu können. Zudem fragen sie nicht ohne Grund, was denn ihr Verzicht in den vergangenen Jahren gebracht hat. Die Branche hat trotzdem weiter in Deutschland Stellen abgebaut.
In Thüringen will Schieder, der größte deutsche Möbelhersteller, jetzt einen Betrieb schließen, obwohl die Löhne dort schon auf zwei Drittel des Westniveaus zurückgegangen sind. Sonderbar sind auch die Erfahrungen der IG Metall mit Deutschlands größtem Küchenhersteller, der Alno AG im südwestdeutschen Pfullendorf. Dort übten die Mitarbeiter massiven Verzicht - angeblich zur Sanierung des Betriebs. Doch die Konzernführung gab die eingesparten Gelder sofort als Rabatt an die Händler weiter. Die Folge war, dass alle Konkurrenten von ihren Belegschaften die gleichen Einsparungen verlangten. Nobilia (Verl) verließ in dem Zusammenhang sogar die Tarifgemeinschaft der Möbelindustrie.
So verständlich der Ärger der Beschäftigten ist: Indem sie die gesamte Industrie über einen Leisten ziehen, schaden sie sich selbst. Die Leidtragenden werden die noch mit einer hohen Personalquote produzierenden mittelständischen Polstermöbel-Hersteller sein. Sie konkurrieren anders als die Küchenhersteller mit viel billiger produzierenden polnischen Firmen. Bernhard Hertlein

Artikel vom 09.03.2006