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»Auch nach 40 Jahren
nicht weise geworden«


Zum Thema »Württemberger Allee« in Sennestadt, das am Donnerstag auch in der dortigen Bezirksvertretung auf der Tagesordnung steht, erreicht das WESTFALEN-BLATT ein weiterer Leserbrief. Darin heißt es:

»Ý40 Jahre und kein bisschen weiseÜ - so könnte man die Initiatoren dieser unseligen Planung für den Bebauungsplan I/Stl9.1 (Württemberger Allee, Anm.d.Red.) - eine letzte intakte homogene Waldlandschaft im Wassereinzugsbereich der Brunnenkette der Stadtwerke Bielefeld und des damit im Zusammenhang befindlichen Quellgebiet des Sprungbaches - benennen.
Um auf die vorgenannte, einst von Curd Jürgens vorgetragene Parodie zurückzukommen, kann man nur folgern, dass die Verantwortungsträger aus Politik, Planungsverwaltung und kommunalem Bauträger nicht wissen, was sie tun (ohne Umweltverantwortung), beziehungsweise im Laufe von rund vierzig Jahren nicht ÝweiseÜ geworden sind.
Man kann als verantwortungsbewusster Bürger nicht begreifen, dass die so genannten Machthaber unseres demokratischen Staatswesens, wozu auch die Kommunen gehören, rücksichtslos nur nach Ansehen und Profit streben und die letzten Naherholungsgebiete in einem schon dicht besiedelten Raum vernichten.
Die anfängliche Bauplanung, die bereits im Norden Sennestadts bestehende Wohnsiedlung Württemberger Allee nach Süden zu erweitern und ein lebenswichtiges zusammenhängendes Waldgebiet mit allen Pflanzen und Tieren bis zum Netzeweg und Stadtring zu vernichten, ist schon nach Bekanntwerden in den Jahren 1967 /68 von den Naturschutzverbänden, Bürgern und Initiativgruppen zurückgewiesen worden. Manchmal hatte es den Anschein, als ob dieser umweltzerstörerische Bebauungsplan von der Politik im Laufe von rund 40 Jahren endgültig beerdigt würde; jedoch gab es immer wieder wechselnde politische Gruppierungen und Strömungen, die sich mit solch einem Baugebiet profilieren wollten.
Im Sinne Professor Reichows, des Erbauers der Sennestadt, war diese abwegige Planung keineswegs; ehemalige Mitarbeiter des Professors schütteln noch heute in Anbetracht dieser Fehlplanung den Kopf. Professor Reichow hatte für das Baugebiet der Sennestadt im Norden bzw. Osten den Netzeweg bzw. das schützenswerte Wassereinzugsgebiet als Waldgürtel bzw. Demarkationslinie für die Bebauung nach Abstimmung mit den Stadtwerken festgelegt.
Ein Mangel an baureifen Gebieten in Sennestadt und Senne gibt es nicht mehr. Hierüber wurde schon ausführlich berichtet. Der Trend geht heute in Anbetracht geforderter Flexibilität zur Zentrums- bzw. zentrumsnahen Bebauung, um kurzwegig zum Arbeitsplatz bzw. Ort der selbstständigen Tätigkeit zu gelangen. Beispiele sind das Baugebiet Rathenaustraße / Schlachthof, Detmolder Straße, obere Prießallee und Königstrügge in der Innenstadt.
Wohnungsnot ist in Sennestadt keineswegs vorhanden. Dafür zeugen die vielen Leerstände von Häusern, Wohnungen und Geschäften. Dazu kommt die Fluktuation zwischen alten und jungen Hausbesitzern (Erben etc.). Sennestadt wird seinen Charakter als Wohnstadt behalten. Man kann als Bürger nur hoffen, dass bei den maßgeblichen Abstimmungen im Rat Vernunft und Verantwortung bei der Ablehnung dieses Bebauungsplanes obsiegen.«
Günter SCHEEL
33689 Bielefeld-Sennestadt

Artikel vom 07.03.2006