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Jede zweite Tat ein Diebstahl

Kriminalitätsrückgang in Ostwestfalen-Lippe besser als Landesdurchschnitt

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Nirgendwo in NRW leben die Menschen so sicher wie in Ostwestfalen-Lippe. Hier kamen im vergangenen Jahr auf 100 000 Einwohner 6232 Straftaten - deutlich weniger als im Durchschnitt des Landes, wo die Kriminalitätshäufigkeitszahl 8447 betrug.

129 156 Straftaten waren im vergangenen Jahr in Ostwestfalen-Lippe bekanntgeworden, ein Rückgang von 4,1 Prozent (NRW: minus 2 %). Die höchste Abnahme (minus 13 %) verbuchte 2005 die Kreispolizei Herford. Allerdings bearbeitete sie 2004 ein großes Betrugsverfahren (250 Fälle) und eine Serie von EC-Karten-Betrügereien, weshalb die Zahlen 2004 in die Höhe geschossen waren und sich jetzt wieder einpegeln. Der Kreis Gütersloh legte als einziger im vergangenen Jahr zu (plus 4 %) - vor allem wegen einer Serie von etwa 1700 Ebay-Betrugsfällen.
»Mit 53 Prozent Aufklärungsquote liegen die Beamten in Ostwestfalen-Lippe wieder über dem Landesdurchschnitt«, lobte Jochen Suermann, Abteilungsdirektor bei der Bezirksregierung Detmold, die gestern die Kriminalitätsstatistik 2005 vorstellte. Suermann führte den Rückgang der Straftaten auch auf die Präventionsarbeit der Polizei etwa bei der Beratung von Hauseigentümern zurück: »259 Wohnungseinbrüche weniger zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.«
Obwohl die Diebstahlskriminalität leicht abgenommen hat, ist noch immer jede zweite Straftat (47 %) diesem Deliktsfeld zuzuordnen. Den von Dieben bei 61 000 Taten verursachten Schaden bezifferte die Polizei auf 45,2 Millionen Euro. Die Diebe stiegen deutlich seltener in Wohnungen ein (2324 Fälle, minus 10 %) und brachen weniger Autos auf (987 Stück, minus 6 %). Die Zahl der bekanntgewordenen Ladendiebstähle sank sogar um 14 Prozent auf 12 353 Fälle. Kriminalhauptkommissar Henning Stiegmann: »Eine Hypothese ist, dass Ladendiebe genauso aktiv sind wie früher, angesichts der zunehmenden Größe von Einkaufsmärkten die Überwachung der Geschäfte aber immer schwieriger wird - und deshalb weniger Täter erwischt werden.«
Kriminaldirektor Wolfgang Schubert kündigte an, dass sich die Polizei noch massiver um Seriendiebe- und -einbrecher kümmern wird: »Wir wollen die Intensivtäter fassen. Dazu werden wir die Spurensicherung an Tatorten verbessern und noch mehr Zeit in die Vernehmung von Tatverdächtigen investieren.«
Die Gewaltkriminalität stieg um 2,4 Prozent auf 4329 Fälle, nahezu jeder zweite Tatverdächtige (43 %) war jünger als 21 Jahre. Ähnliches gilt für die Opfer der Gewalt: 36 Prozent waren jünger als 21, nur sieben Prozent älter als 60 Jahre. Männer machten 70 Prozent der Opfer aus.
Mehr Kontrollen führten dazu, dass die Zahl erwischter Schwarzfahrer in die Höhe schoss - von 1700 im Jahr 2000 auf jetzt 4156. Deutliche Zunahmen gab's auch beim Warenkreditbetrug, in 2076 Fällen nutzten Täter das Internet.
Auf große Erfolge kann die Autobahnpolizei verweisen: Auf 200 Kilometern der Autobahnen 2, 30, 33 und 44 deckten die Beamten 630 Delikte auf (plus 9 %). »Das reichte von der Urkundenfälschung bis zum Einschleusen von elf Asiaten, die wir in einem Transporter entdeckten«, berichtete Polizeirat Peter Newels.

Artikel vom 07.03.2006