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Wolfgang Lohmeier, Andreas Peter, Pfarrer Hans Große, Ex-Kirchmeister Gerhard Salberg und Andreas Fischer (v.li.) gaben den Verkauf bekannt. Foto: Hülsegge

Abrissbagger für die
Georgenkirche bestellt

Martini-Gemeinde Gadderbaum verkauft Zentrum

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Die Evangelisch-Lutherische Martini-Kirchengemeinde Gadderbaum muss sparen und trennt sich - nach Umwandlung der Martini-Kirche in das Restaurant »GlückundSeligkeit« - jetzt auch von der Georgenkirche und dem Georgenzentrum. Die P & F Massivbau GmbH und die Firma Lohmeier Immobilien (Projektentwicklung) wollen nach dem Abriss des Gotteshauses am Botanischen Garten Wohnungen errichten mit Café, Wellness-Bereich, Kiosk, Wäscherei und Friseur.

»Unsere Gemeinde lebt in einer widersprüchlichen Situation. Einerseits freut sie sich über stetig wachsenden Zuspruch in ihren Veranstaltungen und bei 3000 Mitgliedern gibt es an die 200 ehrenamtliche Mitarbeitende«, so Pfarrer Hans Große. Auf der anderen Seite drücke sie ein finanzielles Defizit von in diesem Jahr aktuell über 70 000 Euro. »Um die sich neu entwickelnde aufblühende Arbeit zu erhalten, sind wir gezwungen, Abschied zu nehmen von Gebäuden und Grundstücken mit ihrer zum Teil bedeutenden Geschichte in der Gemeinde«, erklärte der Vorsitzende des Presbyteriums gestern bei Bekanntgabe des Veräußerungsbeschlusses.
Mit Andreas Peter und Andreas Fischer, den Gesellschaftern und Geschäftsführern der P & F Massivhaus GmbH mit Sitz in Halle-Künsebeck, wurde ein Erbpachtvertrag abgeschlossen. Kirche und Gemeindehaus gehen ebenso in ihren Besitz über wie das 3300 Quadratmeter große Grundstück. Projektbetreuer Wolfgang Lohmeier zu dem Vorhaben, Wohnbebauung entstehen zu lassen: »Wir haben noch kein abschließendes fertiges Konzept, sondern uns nur das Grundstück gesichert für die weitere Planung.« Baubeginn wird nicht vor 2007 sein. Zunächst soll eine Bedarfsanalyse erstellt werden. Gespräche mit der Stadt dienen dem Zweck, kommunale Flächen mit in die Planungen einzubeziehen. Wann die Georgenkirche abgerissen wird, steht noch nicht fest. Über Laufzeit und Konditionen des abgeschlossenen Erbpachtvertrages wurde Stillschweigen vereinbart.
»Es ist ein Jammer«, meinte Hans-Georg Berg vom Vorstand des Kulturvereins am Botanischen Garten gestern gegenüber dem WESTFALEN-BLATT, nachdem er vom Verkauf des Georgenzentrums erfahren hatte. Die Organisatoren der »Musik für Spaziergänger« hatten versucht, die Kirche durch Ankauf vor dem Abriss zu retten. Vom geforderten Kaufpreis (280 000 Euro zuzüglich monatlicher Erbpacht in Höhe von 1500 Euro) seitens der Kirchengemeinde hätte der Verein aber nur ein Drittel aufbringen können.
Die Martini-Gemeinde will künftig 17 550 Euro an laufenden Kosten einsparen. Vom jetzt ausgehandelten Erlös aus der Erbpacht verbleiben ihr 20 Prozent, 80 Prozent gehen an den Kirchenkreis Bielefeld. Das Sparen geht indes weiter. So wurde auch das alte Pfarrhaus an der Martini-Kirche mittlerweile vermietet, das Wohnhaus der Stephanusgemeinde am Eggeweg 67 erst in der vergangenen Woche verkauft.

Artikel vom 07.03.2006