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Thyssen erwägt Verkauf
der Autoteile-Sparte

Umformtechnik-Werk in Brackwede wäre betroffen

Von Bernhard Hertlein
Essen/Bielefeld (WB). Bei ThyssenKrupp verdichten sich die Hinweise auf einen möglichen Verkauf der Autoteile-Sparte. Gestern berichtete das »Wall Street Journal« über einen entsprechenden Plan des größten deutschen Stahlherstellers.

ThyssenKrupp könnte das Geld aus dem Verkauf -Êetwa drei Milliarden Euro -Êgut gebrauchen, um die angestrebte Übernahme von Dofasco zu finanzieren. In dem Bieterwettkampf um den kanadischen Stahlkocher schienen die Deutschen schon aus dem Rennen, als der französische Konzern Arcelor ein weitaus großzügigeres Angebot vorlegte. Doch seit Arcelor plötzlich selbst Objekt einer möglichen feindlichen Übernahme durch die indischen Mittal-Gruppe wurde, ist ThyssenKrupp plötzlich bei Dofasco wieder im Rennen. Mittal Steel hat signalisiert, im Falle eines Erfolgs bei Arcelor die Kanadier an die Deutschen weiterverkaufen zu wollen.
Gerüchte über eine Trennung ThyssenKrupps von der Autoteile-Sparte kursierten schon einmal im Herbst. 20005 Viktor Braun, Pressesprecher des betroffenen Unternehmensteils, lehnte es gestern ab, zum Bericht in der US-Zeitung Stellung zu nehmen.
Die 43 000 Mitarbeiter der Sparte erzielen einen Umsatz von 7,6 Milliarden Euro. Das ist mehr als ein Sechstel des Gesamtkonzerns. In Bielefeld produziert eine Tochterfirma der ThyssenAutomotive, die Thyssen Umformtechnik, unter anderem Blechteile für die Außenhaut von Pkw. Neben Bielefeld-Brackwede, wo mit 1580 die meisten der 2120 Umformtechnik-Mitarbeiter beschäftigt sind, gibt es Werke in Ludwigsfelde bei Berlin und in Carignan in Nordost-Frankreich. In Bielefeld investierte ThyssenKrupp 40 Millionen Euro in eine neue, 10 800 Quadratmeter große Produktionshalle.
Ob allerdings ThyssenKrupp die angestrebten drei Milliarden Euro tatsächlich erlösen kann, scheint Beobachtern in der jetzigen Situation fraglich. In den USA haben vier Zulieferer, darunter Delphi und Dana, Insolvenz angemeldetn müssen.
Auch in Deutschland nehmen die Klagen über nicht mehr auskömmliche Zahlungen der Autohersteller an die Zulieferer zu.

Artikel vom 07.03.2006