15.03.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vom täglichen Genuss des Zeitunglesens


Von Friedrich Klingenthal
In unserem mediengefluteten Zeitalter hat sie sich über Jahrzehnte konsequent bis heute behauptet. Die »gute, alte« Zeitung. Mal abgesehen von drucktechnischen Neuerungen kommt sie im gleichen physischen Erscheinungsbild daher, solange ich denken kann.
Rasend schnelle und digitale Informationstechnik scheint ihr nichts anhaben zu können. Nein, sie bleibt ein favorisiertes Medium und gehört wie ein Ritual in Millionen Haushalte in der ganzen Welt.
Um ihr den Inhalt zu entlocken, bedarf es keines »Hochfahrens«, kein Code-Wort und kein »Anmelden« ist von nöten. Dem Zeitungsrohr entnommen faltet man sie fast nostalgisch auseinander und die wunderbare Allianz zwischen frischem Kaffee und dem unverwechselbaren Geknister (wie schon vor 100 Jahren) - und das Lesen kann beginnen. Viren und »Absturz« kennt sie nicht und auch Stroms bedarf es nicht.
Beim Zeitungsleser erst einmal angekommen, behält dieser die Vorherrschaft über sein Medium. Mit welcher Priorität die überdimensionalen Blätter verarbeitet werden, ist ihr egal. Einen Gebührentakt gibt es nicht, und so gilt die Zeitung in der Wahrnehmung ihrer Leser als eher gemütlich.
Hat man sie einmal im Haus, kann man sich ihres Inhaltes individuell bedienen. Redaktionell und damit verantwortungsvoll aufgearbeitetes Tagesgeschehen aus aller Welt, lokale Berichterstattung, sachlich Informatives, persönliche Meinung streng als Leserbrief deklariert, marktwirtschaftliche Interessen in Form von Werbung und Annoncen, private Familiennachrichten, Börse, Wetter usw. Ganz nach eigenem Geschmack kann man lesen oder überlesen, sich anrühren lassen oder auch nicht, seine Meinung bilden oder festigen und auf Gedrucktes reagieren.
Ihre physische Präsenz bestimmt der Besitzer, und das geringe Gewicht von gedrucktem Papier erlaubt viele Möglichkeiten. Bevorzugte Orte dürften wohl der Frühstückstisch, das Büro, Zug, Flugzeug, Parkbank, Balkon und vieles mehr sein. Ihre Mobilität ist einzigartig, und sie ist damit für fast Jedermann erreichbar. Ob am Krankenbett oder im Urlaubsort, geschickt oder klassisch gebracht, auf Wunsch kommt sie nahezu überall hin.
Zu wünschen ist, dass sie in dieser schnelllebigen Medienlandschaft eine konstante Größe bleibt. Dass sie auch in Zukunft immer morgens im Zeitungsrohr steckt oder am Kiosk zu kaufen ist.
Nicht weil pressefreiheitliches Informationspotential durch andere Medien zu ersetzen wäre, sondern weil sie ein liebgewonnener Teil unserer Kultur und des Informationswesens ist. Die »gute, alte« Zeitung. Herzlichen Glückwunsch, WESTFALEN-BLATT/WESTFÄLISCHES VOLKSBLATT!
Herzlichen Glückwunsch, Michael Best, Rolf Dressler, Rüdiger Kache. Glück auf und Gottes Segen für Ihre weitere verlegerische und journalistische Tätigkeit.

Artikel vom 15.03.2006