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2009 fest im Blick Ostwestfalens

Das Jubiläum der historischen Varusschlacht 9. n. Chr. wirft Schatten weit voraus

Von Maike Stahl
Das lippische Schlangen zwischen Gauseköte, Egge und Senne ist nach heutigen Maßstäben nicht gerade ein Verkehrsknotenpunkt. Ganz anders sahen das die alten Römer.

Im römischen Weltreich glt eine andere Sichtweise. »Für sie war die Lage zwischen Hellweg und den Pässen des Teutoburger Waldes offenbar sehr interessant«, sagt Michael Zelle, Archäologe am Lippischen Landesmuseum in Detmold. Grabungen in Schlangen-Oesterholz haben eine ganze Reihe von Funden aus römischer Zeit zu Tage gebracht.
Münzen und bronzene Beschlagteile von Pferdegeschirren deuten darauf hin, dass die Römer dort verkehrten. »Wahrscheinlich machten sie in der Zeit nach der Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus als Händler oder politische Delegationen am Sennerand Station«, vermutet Zelle.
Welche Bedeutung Oesterholz zur Zeit des Kaisers Augustus hatte, sollen weitere Grabungen klären. Soeben haben Wissenschaftler der Uni Kiel in dem Gebiet, in dem neben den römischen Funden auch mittelalterlichen Siedlungsreste gefunden wurden, geophysikalische Messungen vorgenommen. . »Wir wollen Bereiche eingrenzen, in denen sich weitere Grabungen lohnen«, berichtet Zelle. Seine Hoffnung: ein Lager aus der Zeit vor der Varusschlacht zu finden. »Es ist wahrscheinlich, dass die Römer versucht haben, die damals schon wichtigen Pässe über die Egge zu kontrollieren«, sagt der Archäologe.
Bisher sind das nur Vermutungen, aber die Fragen drängen. 2009 wird in Kalkriese, Haltern und Detmold das Jubiläum »2000 Jahre Varusschlacht: Imperium, Konflikt, Mythos« mit drei großen Ausstellungen gewürdigt.
Apropos Mythos: Dass auch Schlangen eine bedeutende Rolle gespielt haben könnte, will Zelle nicht gänzlich ausschließen. »Wahrscheinlich ist es aber nicht«, erteilt er überzogenen Hoffnungen eine klare Absage.
Die Ausstellung des Detmolder Landesmuseums wird den Blick ohnehin eher auf die Germanen und ihre Beziehungen zu Rom richten. »Direkte historische Auswirkungen auf die Entwicklung in Germanien sowie die Reaktionen von Römern und Germanen werden der Verarbeitung dieses Themas im Rahmen deutscher und europäischer Geschichte gegenübergestellt. Die Varusschlacht und ihr siegreicher Feldherr Arminius dienten seit dem 19. Jahrhundert als Leitbild für die Suche der Deutschen nach nationaler Identität«, erläutert Dr. Elke Treude, stellvertretende Musumsleiterin.
In Oesterholz haben Zelle und sein Team bisher lediglich drei Fundstücke aus dieser Zeit vorzuweisen: eine Münze, eine Pilum-Spitze und eine weitere Geschossspitze.
Während diese eher ein Schattendasein im Museum fristen werden, wird einer in den Mittelpunkt gerückt werden: der siegreiche Feldherr Arminius, repäsentiert durch das Hermanns-Denkmal. Seit der Einweihung 1875 trägt die imposante Statue auf der Grotenburg auch eine kleine, eher gekritzelte Inschrift auf dem sieben Meter langen Schwert des Helden, die den Bogen zurück nach Schlangen schlägt: »A. Runte - Vorarbeiter«. Schmiedemeister August Runte, der bis 1925 in Kohlstädt lebte, war einer der engsten Mitarbeiter des Bildhauers Ernst von Bandel.

Artikel vom 15.03.2006