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Für Graul ist
das »Quatsch«

Strategiebesprechung auf Mallorca

Von Wolfgang Wotke
Bielefeld/Gütersloh (WB). »Bislang wissen wir nur von Dritten, dass gegen meinen Mandanten ermittelt wird«, beteuert Rechtsanwalt Dr. Detlev Binder aus Bielefeld. Er vertritt den Spielervermittler Volker Graul, der in einen angeblichen Finanzskandal um Leverkusens Ex-Manager Reiner Calmund verwickelt sein soll.

Heute will Binder nach Mallorca fliegen. Dort hält sich Volker Graul für mehrere Tage geschäftlich auf. »Wir werden dann unsere weitere Strategie besprechen«, erklärt Binder. Der ganze Wirbel um den frühen Arminen-Spieler nehme Überhand. »Da müssen wir unbedingt reagieren.« Eine Vernehmung von Graul, die der ermittelnde Bielefelder Kriminalbeamte Karl-Heinz Wallmeier in anderen Medien ankündigt, will Detlev Binder prüfen: »Eine anstehende Vernehmung ist mir nicht bekannt. Die Polizei hat sich bis heute nicht bei uns gemeldet.«
Bereits gestern hatte sich der ins Visier der Justiz geratene Graul bei seinem Anwalt telefonisch gemeldet und sich verwundert über die unterschiedlichen »Wasserstandsmeldungen in der deutschen Presselandschaft« geäußert. Mehrere Zeitungen berichteten, dass eventuell auch Spielmanipulationen Hintergrund der Finanz-Eskapade um Calmund und dem Gütersloher Spielervermittler sein könnten. Graul wörtlich: »Jetzt kommt man in unserer Sache womöglich nicht richtig weiter, und nun dichtet man uns diese Ungeheuerlichkeiten an. Was für ein Quatsch.« Dr. Detlev Binder ist sich sicher, dass sich die ganze Angelegenheit in den nächsten Tagen aufklären wird.
Für den ehemaligen Präsidenten des FC Gütersloh, Dr. Jürgen Krämer, ist die neueste Finanzepisode um seinen Manager zur Zeit der Zweiten Bundesliga keine große Überraschung. »Das wundert mich nicht«, sagte Krämer gestern Nachmittag dem WESTFALEN-BLATT. Reiner Calmund und Volker Graul hätten schon damals eng zusammengearbeitet. Krämer: »Der Calli hatte auch mit uns eine Option, und zwar für unseren Ersatztorwart Dirk Langerbein. Auch diese Option ließ er oder Leverkusen einfach verstreichen. Calmund hat dann anstandslos bezahlt. Solche Geschäfte waren mir damals neu.« Krämer erinnert sich: »Das waren so um die 300 000 Mark, die wir von Bayer Leverkusen bekommen haben. Das Geld ist aber vollständig beim FC Gütersloh angekommen, und wir haben damit einen Kredit bei der Commerzbank Gütersloh abgelöst.« Langerbein sei dann nach dem Abstieg des FCG nach Duisburg gewechselt. Dr. Jürgen Krämer will heute jedoch nichts mehr von Volker Graul wissen: »Ganz ehrlich, da lege ich keinen Wert mehr drauf.«

Artikel vom 08.03.2006