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Menschen in
unserer Stadt
Anneliese Nießen-Kappel
Sopranistin

»Mein Vater hat mir den Floh ins Ohr gesetzt, mit dem habe ich schon als Kind immer zusammen gesungen,« sagt Anneliese Nießen-Kappel, vielen Bielefeldern noch aus ihrer aktiven Zeit als Sopranistin am Stadttheater bekannt. Und die Faszination Musik hat die mittlerweile 74-jährige Ummelnerin bis heute nicht los gelassen. Zusammen mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern tritt sie gelegentlich immer noch gern auf, »in privatem Kreis, bei Veranstaltungen oder in Einrichtungen«.
In Köln geboren, verlebte Anneliese Nießen-Kappel ihre Kindheit in Ostpreußen, der Vater kam aus beruflichen Gründen nach Königsberg. Ihre Schulzeit konnte sie an der dortigen Königin-Luise-Schule nicht mehr beenden, die Familie wurde 1944 vertrieben und kam über viele Umwege nach Hollen (Amt Brackwede). »Eine furchtbare Zeit,« erinnert sich die Sopranistin, deren Leben zunächst einen ganz anderen Verlauf nahm. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete sie bei dem Unternehmen »Dr. Oetker«, kam dort in den Außendienst und bereiste ganz Deutschland. »Die vielen Vorträge über Kochen und Backen strapazierten meine Stimme und ich nahm gern den Rat an, Stimmübungen zu machen.«
Und da sie ständig »»auf Achse« war, nahm Anneliese Nießen-Kappel Gesangsunterricht in den Städten, in denen sie gerade war. »Mal in Nürnberg, mal in Köln, mal in Flensburg und zuletzt auch in Bielefeld bei dem bekannten Richard Capellmann.« Sie wollte »schon immer Sängerin werden«, bewarb sich in Krefeld, wurde dort engagiert und sang zwei Jahre im Opernchor. Anschließend kam sie nach Bielefeld, war hier 25 Jahre am Bielefelder Stadttheater als vom Publikum gefeierte Sopranistin tätig. »Ich war froh, dass ich mein Hobby zum Beruf machen können,« ist Anneliese Nießen-Kappel dankbar.
Doch auch als sie 1987 aus dem Ensemble ausschied, die Liebe zu Oper, Operette und Liedern blieb. Und mit Renate Kawert (Klavier), Heinz Kawert (Bariton) und Egon Hauck (Geige), allesamt im Ruhestand, fand sie vor fünf Jahren Gleichgesinnte, mit denen sie auch weiterhin bei allen möglichen Anlässen musizieren kann. »Aus Freude an der Musik und immer ehrenamtlich.« Ulrich Hohenhoff

Artikel vom 20.06.2006