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Wilde Verfolgungsjagd
in Richtung Grenze

Staudtes Hamburg-Krimi wieder zu sehen

WDR, 22.10 Uhr: Einen nostalgischen Blick zurück können Fernsehzuschauer heute werfen. Wolfgang Staudtes Kino-Krimi »Fluchtweg St. Pauli« von 1971 beschert ein Wiedersehen mit einigen deutschen Filmstars der damaligen Zeit.

Horst Frank (1929-1999) spielt den Bankräuber Willy Jensen, der aus dem Gefängnis ausbricht und eine böse Überraschung erlebt: Seine Beute - eine halbe Million Mark - ist verschwunden.
Willy taucht bei seinem Bruder Heinz (Heinz Reincke) unter, einem gesetzestreuen Hamburger Taxifahrer, der inzwischen mit Willys Frau Vera (Christiane Krüger) zusammen lebt. Vergeblich versucht Heinz, seinen Bruder zum Aufgeben zu überreden. Derweil macht Kommissar Knudsen, gespielt von Klaus Schwarzkopf (1922-1991), das Versteck des Flüchtigen ausfindig. Der gewalttätige Gangster nimmt Vera als Geisel und entkommt. Heinz gerät in Verdacht, Komplize seines Bruders zu sein, und hat nur noch ein Ziel: Vera zu retten. Eine wilde Verfolgungsjagd in Richtung dänische Grenze beginnt; den Brüdern dicht auf den Fersen ist der hartnäckige Kommissar Knudsen.
Wolfgang Staudte (1906-1984) begründete seinen Ruf als Regisseur zeitkritischer Filme in den Nachkriegsjahren mit Werken wie »Die Mörder sind unter uns« (1946) und »Der Untertan« (1951), die er für die Ostberliner DEFA drehte. Nach seinem Wechsel in den Westen setzte er seine Arbeit mit Filmen wie »Der Maulkorb« (1958) oder »Rosen für den Staatsanwalt« (1959) fort. Später war sein zeitkritisches Engagement weniger gefragt, und in den 70er Jahren arbeitete Staudte fast nur noch für das Fernsehen. Unter anderem führte er Regie bei Folgen der Krimi-Reihen »Tatort« und »Der Kommissar«. Sein Können blieb unbestritten, auch wenn ihm Anhänger den Wechsel in die Unterhaltung ankreideten.

Artikel vom 07.03.2006