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Als der »Naturkitsch«
noch wertvoll war

Die Ausstellungsvitrine des Monats März im »namu«

Von Michael Schläger
Bielefeld (WB). Das Naturkundemuseum »namu« wird in diesem Jahr 100. Das Jubiläum wird mit der Neueröffnung der Dauerausstellung am 7. November gefeiert. Das Museum möchte bis dahin »Appetit auf mehr« machen.

Jeden Monat wird ein neues Sammelgebiet in einer Ausstellungsvitrine im Spiegelschen Hof und im WESTFALEN-BLATT vorgestellt. Dazu die Arbeiten von Schülerinnen und Schülern, die sich mit dem Thema künstlerisch auseinandergesetzt haben. Außerdem können Leser jeden Monat fünfmal zwei Eintrittskarten für das »namu« gewinnen. Das Thema im Monat März: »Über Geschmack lässt sich streiten«.
Möchten Sie den Nachmittagskaffee auf einem Tablett serviert bekommen, auf dem unter Glas und in Watte verpackt exotische Schmetterlinge drapiert sind? »Irgendwie bleibt da ein fader Nachgeschmack«, meint Museumschefin Dr.Isolde Wrazidlo.
Wohl im doppelten Sinne. Aber ihr Haus verfügt über eine Vielzahl solcher »kunstgewerblicher« Gegenstände, in denen Tiere, Steine oder Fossilien verarbeitet sind. Teilweise sind sie Jahrzehnte alt, stammen aus Zeiten, als solcher »Naturkitsch« als besonders wert- und kunstvoll galt. Teilweise stammen sie aber auch von Touristen, die sie nach Deutschland einführen wollten. Der Zoll nahm ihnen die Gegenstände ab, weil Deutschland 1976 dem weltweiten Artenschutzabkommen beigetreten war,Êdas die Einfuhr verbietet.ÊDie Zollbeamten übergabenÊeinige der Gegenstände schließlich auch dem »namu«.
Wie das kleine Krokodil, das, zur Handtasche verarbeitet, jetzt in der VitrineÊausgestellt wird. Zu sehen ist auchÊeine Kaurischnecke, die eigentlich imÊIndischen Ozean zu Hause ist und mit dem eingravierten Hirsch eher entstellt wirkt,ÊÊund ein geteilter Halbedelstein, in den ein Bergmann und eine Lore kunstvoll eingearbeitet sind.
Thomas Pupkulies, Diplom-Biologe und ehrenamtlicher Museumsmitarbeiter, stellte die Gegenstände dem Kunst-Grundkurs der Jahrgangsstufe 11 des Helmholtz-Gymnasiums vor. Die Schülerinnen und Schüler von Lehrerin Bettina Immel interpretierten die mehr oder minder geschmackvollen Gegenstände auf ihre Weise. Aus einer echten Schlangenhaut wurde ein Uhrarmband gefertigt. Zu sehen ist das Bild eines Krokodils mit Reißverschluss. »Jede Arbeit verfolgt eine ganz eigene Zielsetzung«, erläutert Kunstlehrerin Immel.
So ist auch die Botschaft, die die Darstellung eines Schmetterlings am Kreuz vermittelt, eindeutig. Bis zum Herbst sucht das »namu« weitere Schulklassen, dieÊeine der monatlichen Vitrinenschauen künstlerischÊbegleiten möchten.Ê Die Teilnahme ist kostenlos, eine Kontaktaufnahme unter der Rufnummer 0521/51-3762 möglich.
Wer das »namu« besuchen möchte, kann sich um je zwei Eintrittskarten bewerben: unter der Faxnummer 0521/585-498, unter der E-mail-Adresse bielefeld@westfalen-blatt.de oder per Postkarte an die Adresse WESTFALEN-BLATT, Lokalredaktion, Sudbrackstraße 14-18, 33611 Bielefeld, Kennwort: namu. Einsendeschluss ist Montag, 13. März. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt.

Artikel vom 08.03.2006