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Willi Kemper erläuterte Kaiserin Michiko die Bilder aus Bethel.Foto: Burgit Hörttrich

Kaiserin Michiko von
Bildern tief beeindruckt

Bethel-Ausstellungen in Tokio und Berlin eröffnet

Von Burgit Hörttrich
Bielefeld/Tokio/Berlin (WB). Japans Kaiserin Michiko hat gestern in Tokio eine Ausstellung mit Bildern von Künstlern aus Bethel eröffnet. Dem Wirken Friedrich von Bodelschwinghs ist eine Schau gewidmet, die seit gestern in in Berlin zu sehen ist. Aus Anlass der Eröffnung würdigte Bundeskanzlerin Angela Merkel im Kanzleramt das Werk des Bethel-Gründers.

Der Gast war pünktlich auf die Sekunde. Michiko, Kaiserin von Japan, eröffnete gestern die Ausstellung »Grüße aus Bethel« in der Kunstgalerie des Palace-Hotels in Tokio - erste Station einer Japan-Tournee der Schau mit 51 Bildern von Bethel-Künstlern.
Bevor die Kaiserin den Raum, begleitet von ihrer Hofdame, betrat, hatte die Delegation der von Bodelschwinghschen Anstalten schon eine gute halbe Stunde Aufstellung genommen. Mit eingereiht hatte sich der deutsche Botschafter in Japan, Henrik Schmiegelow. Der Diplomat hatte sich in Deutschland aufgehalten, war eigens wegen der 50-Minuten-Visite der Kaiserin zurück nach Tokio gekommen.
Michiko begrüßte zunächst Dr. Rolf Engels, Vorstand der von Bodelschwinghschen Anstalten, dann den Leiter des Künstlerhauses Lydda, Willi Kemper, der die Kaiserin dann auch mit den Arbeiten vertraut machte. Michiko nahm sich Zeit, stellte interessierte Fragen. Bevor sie die Bilder, die Kemper und Robert Burg (von Bodelschwinghsche Anstalten) in knapp dreitägiger Arbeit angebracht hatten, in Augenschein nahm, ließ sie sich von ihrer Hofdame die Brille reichen.
Willi Kemper richtete ihr Grüße aller beteiligten Künstler aus: »Sie denken in diesem Moment an uns. Es ist für uns alle eine große Ehre, dass Sie die Ausstellung eröffnen.«
In einem Gespräch anschließend stellte Rolf Engels kurz noch einmal die Arbeit der von Bodelschwinghschen Anstalten vor. Michiko, die gemeinsam mit Kaiser Akihito 1993 Bethel besucht hatte, betonte, sie sei beeindruckt und sprach von dem Impuls, der von der Arbeit Bethels auf Japan ausgegangen sei.
Gesa Neuert, mit Prof. Takashi Hashimoto Organisatorin der Ausstellung zum Abschluss des Jahres »Deutschland in Japan«, überreichte der Kaiserin ein Album mit Fotos des Japanischen Gartens am Lindenhof - vom Bau über die Einweihung bis zum Aussehen der Anlage in den vier Jahreszeiten.
Die Bethel-Ausstellung in Tokio war bereits seit dem Vormittag geöffnet und zahlreiche Besucher nutzten die Chance, sich die Bilder anzuschauen und sich über Bethel zu informieren - und über Friedrich von Bodelschwingh, dessen Geburtstag sich gestern zum 175. Mal jährte.
Im Beisein von Pastor Friedrich Schophaus, Vorstandsvorsitzender der Anstalten Bethel, eröffnete Angela Merkel gestern im Kanzleramt die Wanderausstellung über das Leben und Werk von Friedrich von Bodelschwingh.
Bodelschwingh sei ihr seit ihrer Kindheit präsent gewesen, betonte die Pfarrerstochter, die gleichzeitig den Mitarbeitern der Bodelschwinghschen Anstalten ihren Dank dafür aussprach, »dass die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleibt«. Sie leisteten Hilfe für »Menschen, die es schwer haben, nicht aufgehoben sind und durch Gesetzeslücken fallen«. Ihre Arbeit müsse von Generation zu Generation weiterentwickelt und einem veränderten Umfeld angepasst werden. So unterstütze die Bundesregierung ausdrücklich eine Verlagerung vom stationären zum ambulanten Bereich in vielen Fällen, wo es möglich sei. »Wir werden den Weg weiter gehen, nicht allein aus Kostengründen. Es muss dem Menschen dienen, was wir tun.«
Pastor Friedrich Schophaus meinte, die Anstalten hätten natürlich auch Fragen an die Bundesregierung zur Zukunft des Sozialstaates, aber er danke jetzt für die Unterstützung der Bundeskanzlerin und lade sie auch ein, nach Bethel zu kommen. Die Wanderausstellung mit dem Titel »Gemeinschaft verwirklichen«, die anschließend bis zum 21. März in der Marienkirche am Berliner Alexanderplatz und an weiteren Orten im Bundesgebiet zu sehen ist, gibt einen Überblick über die Entwicklung und die Arbeiten der größten diakonischen Einrichtung Europas.

Artikel vom 07.03.2006