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»TrikotTausch« zeigt Missstände

Ausstellung prangert menschenunwürdige Arbeitsbedingungen an


Von Ulrich Hohenhoff (Text)
und Markus Poch (Fotos)
Brackwede (WB). Die zwei Seiten der internationalen Sportbekleidungsproduktion beleuchtet eine Ausstellung mit dem Titel »TrikotTausch«, die gestern in der Stadtteilbibliothek Brackwede eröffnet wurde und bis zum 1. April zu sehen ist. Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft wollen die Initiatoren, die Stadt Bielefeld und das Welthaus, auf die Problematik billig hergestellter und teuer verkaufter Kleidungsstücke hinweisen. Unterstützt wird das Projekt von Arminia Bielefeld, Art at Work, dem Jugendring, der evangelischen Jugend, dem Fan Projekt Bielefeld, dem Fußballkreis 05, der Bielefelder Sportjugend, der ökumenischen Werkstatt Bethel und der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Auf großformatigen Tafeln werden in Bildern, Skizzen und Texten die größtenteils unwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen in den Entwicklungs- und Schwellenländern dargestellt. Und es gibt auch Materialien zum Anfassen. Harald Pilzner, Leiter der Stadtbibliothek Bielefeld, sieht die Ausstellung in der Bücherei gut aufgehoben. »Ein schöner Sport, aber auch ein Geschäft. Hier können wir ein Stück Aufklärungsarbeit leisten.«
Martin Wörmann, Leiter des Umweltamtes, freute sich, »dass die Diskussion um das Altstadtpflaster den Stein ins Rollen gebracht hat«. Der Rat hatte im Jahr 2005 den Beschluss gefasst, in der Stadt keine Produkte zu verwenden, »die mit ausbeuterischer Kinderarbeit« hergestellt werden. »Und mit dieser Ausstellung haben wir einen Bogen geschlagen zum damaligen Ratsbeschluss.« 200 Millionen Kinder - darunter 73 Millionen, die jünger sind als zehn Jahre - seien weltweit mit der Produktion billiger Sportbekleidung, Bälle und Teppiche beschäftigt. Die Ausstellung könne einen Beitrag leisten, notwendige Veränderungen herbeizuführen.
Steffi Neumann vom Welthaus erinnerte daran, dass nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene in südlichen Ländern unter oftmals menschenunwürdigen Bedingungen und gegen geringen Lohn arbeiteten. Maik Pflaum von der Christlichen Initiative Romero (CIR) in Münster verwies auf die soziale Abwärtsspirale: »Weil es weltweit einfach zu viele Standorte in den 70 Entwicklungsländern gibt. Und die spielen die Konzerne gegeneinander aus.«

Artikel vom 08.03.2006